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Dieses Thema hat 110 Antworten
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 Feder & Papier
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Gast
Beiträge:

15.02.2010 22:26
#61 RE: Kreative Texte Antworten

ich weiß dass du in haag geboren bist und jetzt in wien wohnst... nur zu deiner information

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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15.02.2010 22:37
#62 RE: Kreative Texte Antworten

Fail, nicht alle sind dort geboren, wo sie wohnen.^^
Abgesehen davon isses mir relativ wurscht, ob du weißt, wo ich wohne. :P


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


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16.02.2010 14:11
#63 RE: Kreative Texte Antworten

Is ganz nett, der Text. Schön ausgeschmückt und die Stimmung kommt wirklich gut rüber.
An manchen Stellen isses etwas anstrengend zu lesen, das liegt aber daran, dass ich generell schnell das Interesse verlier, wenn jemand detailiert über ein eher unwichtiges Detail des Ortes der Handlung schreibt. (Das war auch bei den Naturbeschreibungen von Tolkien so.)

Der Teil mit der geheimnisvollen Person mit Kapuze und mit dem geheimnisvollen, begehrten Licht gefällt mir am besten.

"So kehrte ich zurück in die Finsternis" is mit "zurück" ne grenzwertige Wortwiederholung und klingt auch ned so toll, ich würd das irgendwie ändern.
Sonst hab ich eigentlich nix auszusetzen.


Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn.

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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16.02.2010 14:37
#64 RE: Kreative Texte Antworten

Danke für die Rezension!

Zitat
"So kehrte ich zurück in die Finsternis" is mit "zurück" ne grenzwertige Wortwiederholung und klingt auch ned so toll


Hab mir das grad noch mal angeschaut und muss dir eigentlich Recht geben.
Mal sehn, wenn ich wieder mal in der Stimmung dazu bin schau ich, dass ich da was mach.


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Sassa Offline

Theophor


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18.08.2010 00:09
#65 RE: Kreative Texte Antworten

Wir sind Götter

Auf diesem Boden zu sein, zumindest einmal, das war unser Wunsch und wir taten es. Diese Körper nannten wir unser, suchten sie sorgfältig aus, achteten auf das Besondere im Augenblick, wenn das Licht die Pupille streift.

Dann konnten wir es nicht tragen, dieses Gewicht. Das Leben war nicht unseres, es war nicht und wird nie gewesen sein.

Denn bedacht haben wir einst nicht: die Leere. Die Nacht legte sich über unser großes Sein und wir haben allen Inhalt verloren, noch vor unserer Zeit.

Darum wandeln wir, Geistern gleich und warten. Manche gehen aus freien Stücken, denn sie können die Leere nicht mehr fühlen. Andere bleiben und suchen, in Starre, mit streifenden Blicken. Überlegen. Begründen? Doch wir finden uns nicht, nie. Wo seid ihr?

Wir sind Götter.


Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.- Karl Kraus

Hitti Offline

Theophor


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18.08.2010 00:31
#66 RE: Kreative Texte Antworten

Isn super Text. Darf ich mir das Recht herausnehmen, ihn ma zu zerpflücken? Egal, ich machs einfach, vielleicht helf ich dir damit ein bisschen.

Zitat
(...) und wir taten es.


Gefällt mir weniger gut, vor allem, weil ich das PQP in den Satz reinbringen würd. Das gibt dem Ganzen von Anfang an einen dramatischen, abgeschlossenen Touch.
Beispiel: (...), das war [einmal (Aufpassen wegen WH), einst] unser Wunsch gewesen.

Zitat
(...)im Augenblick, wenn das Licht die Pupille streift.


Das find ich saugeil, darüber hab ich ne Weile nachgedacht. Thumbs up!

Zitat
Dann konnten wir es nicht tragen, dieses Gewicht. Das Leben war nicht unseres, es war nicht und wird nie gewesen sein.
Denn bedacht haben wir einst nicht: die Leere. Die Nacht legte sich über unser großes Sein und wir haben allen Inhalt verloren, noch vor unserer Zeit.


Zwei gute Zeilen, besonders, weil die Leere gewissermaßen analog zum Gewicht steht. Statt "Inhalt" würd ich allerdings etwas anderes schreiben. Ich weiß ned was, aber dieser Begriff gefällt mir ned, so mittendrin in der bildlichen Vorstellung.

Zitat

Andere bleiben und suchen, in Starre, mit streifenden Blicken.


Auch geil. "In Starre, mit streifenden Blicken." Bringt sehr gut rüber, was genau du mit der "Leere" eigentlich sagen willst.

Zitat
Wo seid ihr?


Wärs nicht geil, wenn die Zeile "Wer seid ihr?" heißen würde? Das Blöde is, dass sich dadurch die gesamte Message des Textes ändert. Ich fänds trotzdem an der Stelle sehr passend.

Auf jeden Fall sehr gelungen, ich finds super.


„Doch die Uhr, einst geschaffen, tickt nun unermüdlich und erbarmungslos.“

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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18.08.2010 10:18
#67 RE: Kreative Texte Antworten

Schön, dass du dich auch mal einbringst hier, und das gleich mit einem so gelungenen Text. :)

"Wer seid ihr?" würde mit dem Satz vorher alleine schon mal keinen Sinn ergeben btw:

Zitat
Doch wir finden uns nicht, nie.


Und "das war einmal unser Wunsch gewesen" finde ich ehrlich gesagt irgendwie kontraproduktiv, das ist so eine umständliche Phrase, dass damit einfach die Stimmung verloren geht.
PQP ist allgemein imho selten gut anzuwenden in derartigen Texten, weil es eine Formulierung ist, die kaum vorkommt, vor allem nicht in unserer Alltagssprache, dadurch wirkt sie ein bisschen wie ein Fremdkörper, was in einem Text, der unter anderem von der verbreiteten Stimmung lebt, nicht wirklich gut kommt in meinen Augen.

Aber für's Erste mal genug des Zerpflückens, was mich eher interessieren würde grade ist die Situation und der Anlass, unter denen dieser Text entstanden ist.
Gibt es hier Hoffnung auf Auskunft?^^


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


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18.08.2010 14:26
#68 RE: Kreative Texte Antworten

Zitat
"Wer seid ihr?" würde mit dem Satz vorher alleine schon mal keinen Sinn ergeben


Klar kann es das, genau so, wie "Wo seid ihr?" funktioniert. Man ändert ja nur die Frage, nicht den Addressaten. Nur gehört "Wer seid ihr?" logischerweise dann nicht mehr zu dem vorhergehenden Satz, ist zu ihm nicht sinnbezogen und wäre daher auch durch Absatz oder Leerzeile davon zu trennen.
Allerdings verändert sich dadurch (wie bereits erwähnt) die Botschaft des ganzen Textes. Nach meinem Verständnis würde das so aussehen:

Der Text ist aus der Sicht der 1.P.Pl geschrieben. An der Stelle "Das Leben war nicht unseres, es war nicht und wird nie gewesen sein." kam mir schon beim ersten Lesen der Gedanke, dass damit vielleicht ausgedrückt werden will, dass die Lebenden nicht "Herr ihrer Lage" sind. Das Leben liegt nicht zur Gänze in ihrem Besitz und ihrer Hand.

Zitat
Andere bleiben und suchen, in Starre, mit streifenden Blicken. Überlegen. Begründen? Doch wir finden uns nicht, nie.


Ich stell mir hier die Fragen: Was suchen sie? Worüber denken sie nach? Wie wollen sie ihr Übel begründen?
Und dann werden diese Übel personalisiert, durch die, die die wahren Herren über alles Leben sind, die, die von den Menschen gesucht, aber nicht gefunden werden, die, mit denen Menschen alles begründen wollen.

"Doch wir finden uns nicht, nie."

Er fragt:
"Wer seid ihr?"
und erhält die Antwort:
"Wir sind Götter."

Funktioniert eigentlich sehr gut. Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich nicht nachvollziehen kann, an wen die Frage "Wo seid ihr?" gerichtet is. Wahrscheinlich, weil ich den Text eben von Anfang an falsch/anders verstanden hab. Könnt mich da wer aufklären?

Zitat
Und "das war einmal unser Wunsch gewesen" finde ich ehrlich gesagt irgendwie kontraproduktiv, das ist so eine umständliche Phrase, dass damit einfach die Stimmung verloren geht.


Is natürlich Geschmackssache, ich verwende es - wie du weißt - äußerst gern. In diesem Fall wird dadurch (falls dies erwünscht ist) außerdem noch deutlicher, dass dieser Wunsch "gewesen war", also nun nicht mehr existiert.
Wie gesagt, das war ein Vorschlag, um den Satz anders zu formulieren. "(...) und wir taten es." find ich deshalb ungut, weil sich dieses "tun" auf das "sein" bezieht, und das klingt äußerst schräg. Ich würd das auf jeden Fall ändern.


„Doch die Uhr, einst geschaffen, tickt nun unermüdlich und erbarmungslos.“

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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18.08.2010 17:24
#69 RE: Kreative Texte Antworten

Was das "Wo seid ihr?" betrifft, macht das durchaus Sinn, ein wenig vorher kommt:

Zitat
Andere bleiben und suchen [...] Doch wir finden uns nicht, nie.


In Bezug auf eine Suche wird man ja wohl noch "Wo seid ihr?" fragen dürfen...
Den Text völlig zu verstehen kann ich allerdings auch nicht behaupten, und hab ws auch gar nicht wirklich das benötigte Wissen dazu, es ist für mich fraglich, ob er überhaupt verstanden werden soll/kann.

Zitat
weil sich dieses "tun" auf das "sein" bezieht

Zitat
An der Stelle "Das Leben war nicht unseres, es war nicht und wird nie gewesen sein." kam mir schon beim ersten Lesen der Gedanke, dass damit vielleicht ausgedrückt werden will, dass die Lebenden nicht "Herr ihrer Lage" sind.

Hätte ich eher so interpretiert, dass sie erst am Boden bemerken, dass sie nicht für das vorher gewünschte Leben geschaffen sind.
Um Janus zu zitieren:
"Doch wie so oft sind die Träume von gestern nur die Alpträume von morgen..."

Zitat
Is natürlich Geschmackssache, ich verwende es - wie du weißt - äußerst gern.

Es kommt auch auf den Textstil an. Ich kann dir jetzt nicht genau sagen, warum, aber zB in der Unmöglichen Hyperbel ist es überhaupt kein Problem, während ich es hier als Fremdkörper empfinden würde.
Und übrigens: Auch ein Wunsch der nur "war" und nicht "gewesen war" existiert nicht mehr... ;)
Ich weiß zwar grundsätzlich, was du meinst, rein logisch wäre es sicher korrekt, allerdings finde ich diese kleine sprachliche "Unebenheit" noch immer besser als einen PQP-Stilbruch...


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


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18.08.2010 17:58
#70 RE: Kreative Texte Antworten

Zitat
In Bezug auf eine Suche wird man ja wohl noch "Wo seid ihr?" fragen dürfen...


Natürlich, so wars ja gar nicht gemeint, doch weiß ich nicht, was (oder wohl eher: wer) gesucht wird. Darum gehts ja. Ging nicht nur um die Frage, sondern auch um den Satz davor.

Zitat
weil sich dieses "tun" auf das "sein" bezieht


Hast du hier vergessen, das zu beantworten? Du zitierst es zwar, aber da is nix.

Zitat
Hätte ich eher so interpretiert, dass sie erst am Boden bemerken, dass sie nicht für das vorher gewünschte Leben geschaffen sind.


Natürlich merken sie es erst "am Boden", aber meiner Interpretation nach merken sie eben, dass sie nicht Herr ihres eigenen Lebens sind. Genau das steht eigentlich auch da: Es ist nicht deren Leben, es gehört ihnen nicht. Weder in Vergangenheit, noch in der Zukunft.

Zitat
Und übrigens: Auch ein Wunsch der nur "war" und nicht "gewesen war" existiert nicht mehr... ;)


Ich sagte ja, dass es dadurch deutlicher (hervorgehoben, könnte man sagen) wird, nicht, dass das Präteritum nicht auch schon darlegt, dass er nicht mehr existiert.

Zitat
Ich weiß zwar grundsätzlich, was du meinst, rein logisch wäre es sicher korrekt, allerdings finde ich diese kleine sprachliche "Unebenheit" noch immer besser als einen PQP-Stilbruch...


Wie gesagt, es is Ansichtssache. Ich fänds an dieser Stelle sehr schön, während es für dich einen Fremdkörper im Text darstellt. Einen dramatischen Text mit einem PQP zu eröffnen lässt den Leser auf eine besondere Art und Weise "wach" werden. Das is ein Grund, warum es mir hier besonders gefällt.
Wie auch immer: Das "Sein" zu "tun" halte ich nach wie vor nicht für eine "kleine sprachliche Unebenheit". Egal, wie, das is mir in diesem so schönen Text ein absoluter Dorn im Auge.


„Doch die Uhr, einst geschaffen, tickt nun unermüdlich und erbarmungslos.“

Sassa Offline

Theophor


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18.08.2010 23:27
#71 RE: Kreative Texte Antworten

Wow- also ich hätte hier nicht mit einer derartig regen Diskussion gerechnet! Ich mag euch ;-)

Danke für eure Interpretation, es ist fast unglaublich, wie toll es sich anfühlt, wen jemand die eigenen Gedanken nimmt und auslegt.
Ich habe noch nie jemandem meine Texte gezeigt (sind ja nicht viele), außer vielleicht im Blog (von woher Wolfi ihn schon kennt).

Zur Frage: Natürlich darf man erfahren, worum es geht, auch wenn es sich für mich nicht ganz richtig anfühlt, weil ihr mich nicht persönlich kennt und meine Einstellung zum Leben schon gar nicht (inklusive meiner egozentrischen Weltanschauung). Aber ich versuche, es euch zu erklären:

Ich finde das "Glauben" an sich absurd. Ich habe es nie getan und finde es lächerlich- innerhalb meines Schädels.
Durch die Jahre hinweg habe ich immer darüber nachgedacht, warum Menschen immer außerhalb ihrer eigenen Person den "Sinn" suchen.
Somit bin ich über viele Umwege irgendwann zu der Ansicht gekommen, dass ich in einem mir unbekannten Raum (der wie die Erde aussieht oder zumindest wird mir das so angezeigt) "lebe" und hier mit Menschen interagiere. Diese Menschen sind alle von mir bezeichnete Statisten, die nicht existieren, sofern sie nicht in meinem Blickfeld sind. D.h. ich habe gerade eine Freundin getroffen. In dem Moment als sie um die Ecke biegt, ist sie aus meiner Welt verschwunden. Schreibt sie mir wenig später eine SMS, dann ist das Teil des Plans. Diese Welt macht mir also vor, es gäbe andere Menschen, welche auch ein Leben führen. In Wahrheit jedoch, spielt sich alles nur ab, weiter nichts.

Da ich weiß, dass ich existiere, gehe ich davon aus, dass ich eine bedeutendere, reale Rolle spiele. Die anderen Menschen sind "leer", sie tun nur, was irgendein Wesen, eine Kraft, eine Macht, nenn es Gott, ihnen aufträgt, um in meinem Leben ihre Rolle zu spielen.

Ich habe irgendwann festgestellt, dass es Menschen gibt, die mir gleichen- die keine Rolle spielen. Nur bei diesen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie mir ähneln, dass sie irgendetwas wissen. Etwas, das alle anderen nicht wissen- nur wir. Damit wären wir bei "wir, uns".
Wir sind tatsächlich real. Es liegt auch im Augenblick.

Davon bin ich zur Vorstellung gekommen, dass wir eigentlich etwas anderes sind. Menschen, Tiere etc. sind nur Gattungen. Aber wir sind etwas Unvorstellbares- anders.
Wir sind Götter.


Den Text habe ich in einem Zug geschrieben, in einer Minute. Und ich finde es wunderschön, was ihr daraus "zerpflückt"- ästhetisch.


Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.- Karl Kraus

Sassa Offline

Theophor


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19.08.2010 00:19
#72 RE: Kreative Texte Antworten

Ich rette noch einen Text aus meinem Blog (ob er hier sicherer ist, wer weiß).



Und sie gingen Hand in Hand durch den von Schatten durchzogenen Wald, ohne Angst, denn sie kannten die Düfte und Brisen in dieser kalten Nacht, die sie erwählt hatten, um gemeinsam stark zu sein und zu erfahren, was Liebe sei.

Sie pflückte eine Blume und er nahm sie ihr aus der Hand. Sie besah die Schönheit der langarmigen Bäume der Dunkelheit, doch er schloss ihre Augen. Als die langbeinige Spinne den steinernen Weg kreuzte, setzte er sie behutsam in ihr Haar.

Als er ihr Kleid löste, tanzte sie langsam durch das Zwielicht und streifte so seine Arme, wie die langen Flechten der Strähnen ihre Schultern umschmiegten, immer mehr.

Doch das Dunkel wurde kälter, spiegelte sich in seinem Auge, das die Spinne besah und sich daran erfreute. Da streifte sie die Gräser und ward nimmer gesehen. Nicht von seinem Auge, nicht von den Düften und Brisen, nicht von der Liebe.


-
sehr pathetisch im Nachhinein betrachtet.


Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.- Karl Kraus

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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19.08.2010 09:46
#73 RE: Kreative Texte Antworten

Zitat

Ich finde das "Glauben" an sich absurd. Ich habe es nie getan und finde es lächerlich- innerhalb meines Schädels.

Darüber habe ich mir auch immer wieder Gedanken gemacht.
Im Wesentlichen kann ich es zwar, wie ich glaube, verstehen, es jedoch für mich selbst nich im Mindesten nachvollziehn. Es wird wohl weitgehend darauf hinauslaufen, dass der Gedanke, dass unsere Existenz, wie wir sie kennen, ohne Seele, ohne irgendetwas nach dem Tod, ohne tieferem SINN einfach für die meisten Menschen nicht erträglich ist.
Daher bastelt man sich eine Vorstellung von der Seele, von Gott, vom Jenseits.
Das ist ja eigentlich auch der Hauptgrund, warum sich das Christentum gegenüber den polytheistischen Religionen der Römer und Griechen durchgesetzt hat:
Bei diesen war man nach dem Tod an ein erbärmliches Schattendasein gebunden; dann kommt das auf einmal das Christentum, das einen Gott vorweisen kann, der die Menschen liebt, egal, was sie machen, und das sich vor allem auch um die Existenz NACH dem Tod kümmert.
Eigentlich gab's ja sogar noch eine recht ähnliche Religion damals, den Mithras-Kult. Afaik ist der einzige wirkliche Grund, warum sich das Christentum letztendlich durchgesetzt hat, die Tatsache, dass der Mithras-Kult dummerweise keine Frauen zuließ.
Lustig fand ich auch mal eine Zeugin Jehovas, die mich im Zug angequatscht hat. Ihr Argument für Gott war, dass, wenn man sich die Welt anschaut, und sich fragt, woher sie kommt, in all ihrer Großartigkeit das doch eigentlich selbstverständlich sein müsste; schließlich verleugne ja auch keiner, dass hinter der Mona Lisa ein Künstler stehe, der sie geschaffen hat.
Allerdings bin ich der Meinung, dass die Entstehung von Leben bei entsprechenden Bedingungen früher oder später notwendigerweise passiert, als Folge unserer Naturgesetze, simpler Logik und der Wahrscheinlichkeit (wenn in dem Meer, das unsere Ursuppe war, so viehle unzählige Eiweißklümpchen rumschwimmen, wie hoch ist da bitte die Wahrscheinlichkeit, dass das unwahrscheinliche Ereignis, dass eines davon sich selbst reproduzieren kann, NICHT eintritt...?).
Ich zitiere in der Hinsicht auch gerne eines meiner Fantasy-Lieblingsbücher (genau genommen die 8-teilige Höhlenweltsaga):
"Wenn man einen Garten betrachtet, warum kann man nicht einfach akzeptieren, dass er schön ist, ohne auch noch glauben zu müssen, dass er von Elfen und Feen bevölkert wird...?"
[frei reproduziert]

Zitat
Somit bin ich über viele Umwege irgendwann zu der Ansicht gekommen, dass ich in einem mir unbekannten Raum (der wie die Erde aussieht oder zumindest wird mir das so angezeigt) "lebe" und hier mit Menschen interagiere. Diese Menschen sind alle von mir bezeichnete Statisten

Die Ansicht erinnert mich irgendwie an einen Unikollegen von mir, der ziemlich mathefixiert ist... Er sagt, er sieht jeden Menschen als Funktion mit sehr sehr viehlen Parametern, und je mehr von diesen Parametern er kennt, desto besser kann er die Funktion interpolieren, ergo seine Handlungen vorhersagen...^^
Aber was mich wirklich interessieren würde:

Zitat
Ich habe irgendwann festgestellt, dass es Menschen gibt, die mir gleichen- die keine Rolle spielen. Nur bei diesen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie mir ähneln, dass sie irgendetwas wissen. Etwas, das alle anderen nicht wissen- nur wir. Damit wären wir bei "wir, uns".

Wodurch zeichnen sich diese Menschen aus?

Zu deinem neuen Text:
Allgemein betrachtet hinterlässt er bei mir einen gewissen Nachgeschmack der Einsamkeit...
Gerade der letzte Satz weckt in mir, wenn ich so drüber nachdenke, irgendwie die Vorstellung einer Person, die all ihre schönen Illusionen über die Liebe als Folge einer Verletzung oder Enttäuschung ablegt...
Was mir ein wenig zu denken gibt ist diese Spinne.
Wurdest du von deinem damaligen (ersten?) Freund verletzt, bevor du das geschrieben hast?
Erschiene mir irgendwie noch als halbwegs plausible Erklärung...


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Sassa Offline

Theophor


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19.08.2010 11:17
#74 RE: Kreative Texte Antworten

Würde ich die Mathematik schätzen, dann würde ich deinem Freund zustimmen. Aber für mich ist jeder Mensch eine Menge an Phrasen und Wörtern, die er selbst im Gehirn "schweben" hat. Aus dieser Menge an Wörtern bastelt er seine Gedanken, also sein Wesen.

Zitat
Wodurch zeichnen sich diese Menschen aus?


Hitti hat mich gestern da auf einen wichtigen Punkt gebracht: man teilt Gedanken.
Folgendes Beispiel fand ich ganz gut: Eine Frau geht vorüber, wir sehen sie an. Der eine will anheben, etwas dazu zu sagen und der andere sagt nur "ich weiß". Keine Worte sind mehr nötig.
Außerdem liegt es in den Augen, wenn das Licht die Pupille streift.
Und ich habe das Gefühl, dass sie auf gewisse Weise das selbe Theater spielen wie ich und wenn sie allein zu Hause sind, sich ihr wahres Wesen offenbart, dass sie aber auch nie jemandem zeigen.
Aber wie gesagt, derweil kenne ich nur einen Menschen, bei dem ich dieses Wesen vermute (er weiß von meiner Theorie, aber nicht, dass er mein Fund ist).

Zum Text:
Find ich interessant, wie du Spinne mit Verletzung gleich setzt. Ist korrekt.
War aber auch insgesamt nicht so schwer.
Wenn du den Nachgeschmack hast, dann hat der Text richtig gewirkt.


Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.- Karl Kraus

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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19.08.2010 14:23
#75 RE: Kreative Texte Antworten

Zitat
Und ich habe das Gefühl, dass sie auf gewisse Weise das selbe Theater spielen wie ich und wenn sie allein zu Hause sind, sich ihr wahres Wesen offenbart, dass sie aber auch nie jemandem zeigen.

Spielen wir nicht alle Theater? Was unterscheidet dann das, welches du spielst, von dem, das andere spielen?
Nur, weil du dir dessen bewusst bist? Das würde dann aber für mich eigentlich heißen, dass man weniger Theater spielt als die meisten anderen, da man es weitgehend nur vor seiner Umwelt tut, nicht so sehr vor sich selbst...

Zitat
Find ich interessant, wie du Spinne mit Verletzung gleich setzt. Ist korrekt.

Eigentlich setze ich nicht direkt die Spinne mit Verletzung gleich, sondern eher mit deren Ursache...
Die in dem Text beschriebene Nacktheit ist doch ein recht deutliches Zeichen für eine freiwillige Auslieferung, ein Sinkenlassen aller (oder zumindest der meisten) persönlichen Schutzmauern.
Die Spinne wird vll eine Konkurrentin sein (Doch das Dunkel wurde kälter, spiegelte sich in seinem Auge, das die Spinne besah und sich daran erfreute.), der letzte Satz (Da streifte sie die Gräser und ward nimmer gesehen. Nicht von seinem Auge, nicht von den Düften und Brisen, nicht von der Liebe.) eine Flucht, ein sich zurückziehen vom Partner, der Welt und Emotionen...
Das alles in Kombination ist es dann eigentlich, was für mich an eine Verletzung denken lässt.

Aber ein paar Details irritieren mich irgendwie noch, weil ich schlichtweg nicht weiß, wie bedeutsam sie wirklich sind.
Warum zB gerade eine Spinne? Einfach, weil es ein für die meisten unangenehmes, unauffälliges Tier ist? Hast du irgendeine spezielle Beziehung zu Spinnen? Oder jemand anderer, der in die Sache verstrickt war?
Und warum wird sie dir in's Haar gesetzt?
Was mich auch noch ein wenig beschäftigt ist das Attribut "steinern" bez. dem Weg. Ist das irgendwie von Bedeutung, oder einfach nur, um das von dir erschaffene Bild oder den Lesefluss zu unterstützen?
Ich weiß nicht warum aber irgendwie ist mir dieses Wort einfach aufgefallen...


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