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Dieses Thema hat 109 Antworten
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 Religion
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Hitti Offline

Theophor


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07.11.2011 14:28
#91 RE: Islam Antworten

Kirk, bei allem aufrichtigen Verständnis dafür, dass du diese unangenehme Diskussion nicht mehr weiterführen wirst: Dass du das so stehenlässt, hätt ich auch ned gedacht.


"Was ich weiß, kann jeder wissen. Mein Herz hab' ich allein."
-J.W.Goethe

Kirk Offline

Theophor


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07.11.2011 18:45
#92 RE: Islam Antworten

Habe jetzt noch mal zurückgeblättert um zu sehen, was du wohl am ehesten meinen könntest. Vielleicht deinen letzten Post? Den habe ich nämlich bisher überhaupt noch nicht bemerkt, wahrscheinlich weil er ziemlich zur selben Zeit, wie der von mir dirket darunter, verfasst wurde. Also ich bin ihn nicht absichtlich übergangen. Oder meinst du den von Sassa? Auf den wollte ich eigentlich nicht mehr eingehen.

Jedenfalls noch zu deinen letzten Worten:
Ich habe ebenfalls größten Respekt vor dir, den du auch durch diese harsche Kritik an meiner Religiösität, und somit meiner Person, nicht mildern kannst. Ich gehe davon aus, dass ich mich im Leben immer richtig entscheiden werde, wenn es hart auf hart kommt, das heißt für den Menschen, der mir gegenüber steht, wenn er Hilfe braucht oder ihm Unrecht getan wird, das sollte auch dir bewusst sein, soweit du mich bislang kennengelernt hast. (mit "immer richtig entscheiden" meine ich natürlich nicht, dass ich unfehlbar bin, sondern eh eben das, was ich weiter geschrieben habe) Und so würde ich auch meinen Freund nicht im Höllenfeuer brennen lassen, wenn er es nicht absolut verdient hat, wahrscheinlich nicht einmal, wenn er es verdient, sondern ich würde reinspringen und versuchen ihn rauszuholen, wie ich das eben auch im echten Leben machen würde, egal wie ungläubig er ist. Da kannst du fix auf mich zählen. Aber mit einem brauchst du nicht zu rechnen, nämlich, dass ich meinen Gott verleugne, der mir so viel Kraft gibt, oder, dass ich ihn mir von irgendejemandem verteufeln lasse, selbst, wenn es mein bester Freund sein sollte.

Zitat
Ich kann nichts respektieren, dass ich für falsch halte, das ich bekämpfe. Ich hoffe, du verstehst das.

Ich verstehe es und bin doch traurig darüber, aber gut, das ist mein Lebensalltag. So wie ihr damit leben müsst, dass ihr einen Muslim in eurem Freundes- oder Bekanntenkreis habt, so muss halt ich damit leben, dass einige meiner Freunde einen Teil von mir nie respektieren, im besten Fall einfach ausblenden werden.

Zitat
Du bist ein Honk wegen deiner Religion vs. Du schmorst in der Hölle und es ist recht so


Puh, wer hat jetzt recht? Zum Glück habe ich nie gesagt, dass irgendwer in der Hölle schmoren wird oder soll. Okay, ihr habt auch nicht gesagt, dass ich ein Honk bin. Schön, dann können wir uns ja wieder vertragen...
Na, mal im ernst, ich weiß echt nicht mehr, was ich dazu noch sagen soll. Wenn ihr noch was hören/wissen wollt, dann fragt nur! Die Diskussion bereitet mir zwar wie gesagt absolut keine Freude mehr, das heißt aber nicht, dass ich auch ausweichen will, wenn ihr das letzte Wort noch nicht gesprochen seht.


Wie gut klingen schlechte Musik und schlechte Gründe, wenn man auf einen Feind los marschiert!
Friedrich Nietzsche - Morgenröthe

Hitti Offline

Theophor


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07.11.2011 19:13
#93 RE: Islam Antworten

Zitat
Habe jetzt noch mal zurückgeblättert um zu sehen, was du wohl am ehesten meinen könntest.


Im Prinzip habe ich all jene Beiträge gemeint, die du jetzt aufgezählt hast.

Zitat
Und so würde ich auch meinen Freund nicht im Höllenfeuer brennen lassen, wenn er es nicht absolut verdient hat, wahrscheinlich nicht einmal, wenn er es verdient,(...)


Um das an dieser Stelle mal eindeutig klarzustellen: Niemand verdient das Höllenfeuer, egal, für welche Verbrechen. Schon gar nicht für fehlenden Glauben, oder irgendeine andere derartige Lächerlichkeit. Ich meine, wir alle hier lehnen "sogar" die Todesstrafe ab, dich, Kirk, eingeschlossen; oder täusche ich mich da?

Zitat
Aber mit einem brauchst du nicht zu rechnen, nämlich, dass ich meinen Gott verleugne,(...)


Wenn dein Gott aber nichts anderes als ein strafender, eifersüchtiger, eitler Pfau, der völlig unethisch und außerhalb jeder nachvollziehbaren Moral handelt, der in anderen Worten nichts anderes als ein Teufel ist, welcher Menschen zur Strafe ewig leiden lassen würde, wenn dein Gott also auch nur irgendeinen Menschen in die Hölle schicken würde, dann verlange ich genau das von dir. Ich will, dass du jede Entscheidung deines Gottes kritisch beleuchten würdest, da gehts nicht nur ums Höllenfeuer. Tust du es nicht, ist es nicht allein die Religion, die uns unterscheidet. Das will ich dir ans Herz legen.

Zitat
Zum Glück habe ich nie gesagt, dass irgendwer in der Hölle schmoren wird oder soll.


Du hast gesagt, dass du die Entscheidung Gottes, irgendeinen ungläubigen Menschen (bzw. mich) ewig leiden zu lassen, respektieren würdest. Du hast diesen Sager nach wie vor nicht entkräftigt, und dir muss bewusst sein, dass du damit in meinen Augen schon ein ziemlicher religiöser "Hardliner" (um nicht das böse Fundiwort in den Mund zu nehmen) bist, von jeglicher Liberalität weit entfernt.


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Kirk Offline

Theophor


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07.11.2011 20:06
#94 RE: Islam Antworten

Das Höllenfeuer-Beispiel treibt mich noch in den Wahnsinn!
Ich werde jetzt nicht mehr alle möglichen Stellen zitieren, sondern halte einfach nochmal fest, dass ich das Höllenfeuer nicht wörtlich nehme. Das ist eine Androhung, die die Leute dazu bewegen sollte den Islam anzunehmen. Ich bin aber sicher, dass die allermeisten Konvertiten heute wie damals nicht aus diesem Grund übertreten. Sollte es eine Art von Folter für Ungläubige im Jenseits geben so könnte ich die unmöglich einfach akzeptieren, weil davon selbst Familienmitglieder von mir betroffen wären. Wie ich reagieren würde kann ich sowieso nicht sagen, weil ich so eine Extremsituation noch nie erlebt habe, wofür ich sehr dankbar bin. Ich habe deine Frage "Was würdest du tun, wenn ich im Feuer brennen würde" einfach deshalb so sorglos mit "Würd ich so hinnehmen" beantwortet, weil der doppelte Konjunktiv mir da jedes Interesse nimmt mir ernsthaft Gedanken zu machen. Ich soll jede mögliche Handlung meines Gottes hinterfragen, findest du. Ich wüsste nicht, was er bis jetzt gemacht hat, dass ich meiner Religion mit dieser Grundhaltung jeden Sinn nehmen muss. Schließlich soll sie mir ein Trost, eine Motivation und ein Leitfaden sein und keine Belastung, so dass ich mir neben allen Problemen und den Verbrechen dieser Welt auch noch über die möglichen Grausamkeiten Gottes den Kopf zerbrechen muss. Und du sagst ja eh selbst "wenn mein Gott jemandem schadet, dann soll ich ihn verleugnen", was ja wirklich komisch ist, denn das hieße ja, dass er sicher existiert, dann kann ich ihn nicht mehr verleugnen, sondern ihm höchsten abschwören, was ich womöglich machen würde, aber, weil wir hier ohnehin nur von einem "wenn" sprechen, kann meine Antwort für mich nie volle Geltung haben. Das ist so als würdest du mich fragen "Würdest du deine Vater hassen, vielleicht sogar umbringen, wenn du wüsstest er würde der nächste Hitler", eine rein theoretische Frage, die sich kein normaler Mensch stellen würde, weil ich nicht davon ausgehe, dass es so sein wird, also kann ich mir derart schäusliche Gedanken sparen. Aber, wenn du es unbedingt willst, dann stelle ich mir für einen Moment einen grausamen Gott vor, dem ich diene und den ich anbete, bis er meine Familie und meine Freunde ins Feuer wirfst, vor meinen Augen. Er lacht sie aus und brät sich daneben ein Würstchen, ich würde ragen, aber... wait a second... das ist kein Gott, das ist eine Vorstellung von einem Menschen, mit bösartigen Neigungen, wie sie nur ein Mensch haben kann.

Mehr kann ich dir wirklich nicht geben. Mir kommt vor, dass du erst zufrieden bist, wenn ich mich soweit von Allah (subhana wa ta ala) lossage, dass man mich nicht mehr als Muslim bezeichenen kann. Aber das ist für mich undenkbar. Ich fühle mich schon jetzt total schlecht auf Grund dieser absurden Gedanken.


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Friedrich Nietzsche - Morgenröthe

Gray Offline

Theophor


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07.11.2011 20:34
#95 RE: Islam Antworten

Zitat
aber... wait a second... das ist kein Gott, das ist eine Vorstellung von einem Menschen, mit bösartigen Neigungen, wie sie nur ein Mensch haben kann.


Meiner Auffassung nach ist die Vorstellung eines gutmütigen, barmherzigen und freundlichen Gott genauso realistisch und wahrscheinlich (und menschlich) wie die Vorstellung eines bösartigen, grausamen Gottes.

Warum sollte ein Gott eher "gut" als "böse" sein? Beide Auffassungen sind rein menschlicher Natur. Die tatsächliche Antwort ist: Weil der Mensch das gern so hätte. Weil er sich einen barmherzigen Gott wünscht. In diesem Fall rate ich dazu, die eigenen Wünsche von de Weltanschauung abzukoppeln und die Dinge realistisch zu betrachten und zu bewerten.

P.S.: Und ich weiß schon, dass dich das Höllenfeuer-Beispiel nervt. Aber es ist wichtig, um dir klarzumachen, inwiefern Religion ganz wichtige humanistischen und wertvolle Prozesse im menschlichen Geist einfach lahmlegen kann - sodass aus einem friedfertigen, gutmütigen und rechtschaffenden Menschen jemand wird, der Folter jenseits menschlicher Vorstellungskraft an einem Menschen, der ihm perösnlich und emotional wichtig ist, tolerieren kann.


You're not the contents of ... hey, where's my wallet?!

Hitti Offline

Theophor


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07.11.2011 20:37
#96 RE: Islam Antworten

Zitat
Das Höllenfeuer-Beispiel treibt mich noch in den Wahnsinn!


Das versteh ich schon, es bringt dich ja, wie man sieht, in ein moralisches Dilemma.

Zitat
Ich habe deine Frage "Was würdest du tun, wenn ich im Feuer brennen würde" einfach deshalb so sorglos mit "Würd ich so hinnehmen" beantwortet, weil der doppelte Konjunktiv mir da jedes Interesse nimmt mir ernsthaft Gedanken zu machen.


Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Man kann doch ganz ungezwungen ein theoretisches Problem betrachten und sich ernsthafte Gedanken dazu machen, insbesondere, wenn es zur Überprüfung der Konsistenz des eigenen Glaubenssystems offenbar eine derart entscheidende Rolle spielt. Aber dazu unten mehr.

Zitat
Ich soll jede mögliche Handlung meines Gottes hinterfragen, findest du. Ich wüsste nicht, was er bis jetzt gemacht hat, dass ich meiner Religion mit dieser Grundhaltung jeden Sinn nehmen muss.


Du hast Recht, wenn du davon sprichst, dass es sich hier um eine "Grundhaltung" handelt. Wie ich bereits in einem anderen Beitrag gesagt habe, kann ich einen Menschen nur dann aufgeklärt nennen, wenn er im Sinne eben dieser Haltung die Entscheidungen und Handlungen jedes Wesen kritisch betrachtet. Dass allerdings diese Haltung der Religion offenbar "jeden Sinn" nimmt, spricht eben aus nicht gerade für sie. Wir kommen damit einem wesentlichen Punkt sehr nahe.

Zitat
(...),dann kann ich ihn nicht mehr verleugnen, sondern ihm höchsten abschwören,(...)


Das habe ich unter "verleugnen" im Grunde verstanden. Die Existenz Gottes haben wir ja in unserem ganzen Gespräch implizit vorausgesetzt.

Zitat
(...), was ich womöglich machen würde,(...)


Diese Antwort wollt ich hören. Wenn du jetzt aus dem "womöglich" noch ein "gewiss" machen würdest, wär ich zufrieden.

Zitat
Mir kommt vor, dass du erst zufrieden bist, wenn ich mich soweit von Allah (subhana wa ta ala) lossage, dass man mich nicht mehr als Muslim bezeichenen kann.


Das is sicher nicht meine Absicht. Ich wollte nur, dass du bestimmte Bedingungen angibst, unter denen du dich von ihm lossagen würdest. Was mich verstören würde, wäre eine Aussage wie: "Gott könnte nichts machen, das mich dazu bringen würde, mich von ihm abzuwenden." Das is die fehlende Freigeistigkeit, die Kritiklosigkeit, das blinde Folgen, das ich und Gray hier verteufelten.

Zitat
Ich fühle mich schon jetzt total schlecht auf Grund dieser absurden Gedanken.


Ja, das liegt natürlich daran, dass du eine große emotionale Bindung zum diskutierten Gegenstand (in unserem Fall zur Idee Gottes) hast. Dein Vergleich mit dem Vater-Hitler-Beispiel macht nur umso deutlicher, wie tief du da drinhängst. Das is eben auch etwas, was kritisiert wird: Die Unfähigkeit, frei über gewisse philosophische, praktische oder theoretische Fragen zu diskutieren, weil der Glaube nicht zuletzt sogar die Gedankenfreiheit einschränkt und dadurch ein schlechtes Gewissen nach sich zieht. Für den Gläubigen ist all das emotional überladen. Ich will dich jetzt in Ruhe lassen, ich glaub, wir haben alles durch. Danke jedenfalls für die ausführlichen Antworten, obwohl du schon keine Lust und keine Nerven mehr dafür hattest.


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Kirk Offline

Theophor


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07.11.2011 20:43
#97 RE: Islam Antworten

Eine Frage noch: Wolltest du das jetzt wirklich wissen, oder nur hören und kanntest meinen Standpunkt eigentlich längst?


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Friedrich Nietzsche - Morgenröthe

Hitti Offline

Theophor


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07.11.2011 20:47
#98 RE: Islam Antworten

Ich wollte es vor allem dir vergegenwärtigen. Und man bemerke, dass immer noch ein "möglicherweise" drinsteckt. Ich will nur, dass du durch all deine bedingungslose Gottliebe wenigstens nicht die wichtigsten moralischen Prinzipien vergisst.


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Kirk Offline

Theophor


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07.11.2011 20:50
#99 RE: Islam Antworten

Das dachte ich mir. Aber, wenn du diese Sorge ernsthaft hast, dann kennst du mich wohl doch schlechter, als ich geglaubt habe.


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Hitti Offline

Theophor


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07.11.2011 20:52
#100 RE: Islam Antworten

Ich sagte, dass ich wollte, dass du es dir vergegenwärtigst. Man kann sich nur etwas vergegenwärtigen, das man aus sich selbst beziehen kann, das also vorhanden ist. Ich will, dass dus hervorkramst und nicht wieder vergisst.

Dass es nicht nah genug ist, zeig(t)en mir deine Antworten.


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Kirk Offline

Theophor


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07.11.2011 21:16
#101 RE: Islam Antworten

Mir zeigt es ebenfalls wie tief mein Glaube ist. Ich kann und will mir nicht vorstellen Allah (subhana wa ta ala) zu verachten. Aber ich könnte Folter an Unschuldigen nie gut heißen, selbst wenn Gott der Folterknecht ist. Das Wort "womöglich" ist bloß ein Schutzmechanismus. Natürlich würde ich mich von ihm abwenden. Das Lied, das ich gerade höre, verdeutlich meine Stimmung sehr gut. Bitte hör es dir ganz an, auch wenn du es schon kennst (beste Stellen ab 1:40, 3:20 und 4:40) Denke dabei an etwas, dass dir extrem wichtig ist und wie du es verlieren könntest. So fühle ich mich bei diesen Worten! http://www.youtube.com/watch?v=9nk_WHHTQtY


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Hitti Offline

Theophor


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19.12.2011 23:15
#102 RE: Islam Antworten

Ich weiß nicht, ob es klug ist, diese Diskussion nochmal zu beleben, aber mir ist neulich etwas eingefallen, dass uns hier zu einem besseren Verständnis füreinander hilfreich sein könnte. Es geht im Prinzip darum (Zitat von mir):

Zitat
Nach allem, was wir wissen, ist es genau so wahrscheinlich, dass das Spaghettimonster existiert, wie Allah.



Du (Kirk) hast in deinen letzten Beiträgen geschrieben, dass du dich in dieser Diskussion emotional unwohl fühlst, weil du in Gedanken gewisse Möglichkeiten und Szenarien in Erwägung ziehst, die dir ein schlechtes Gewissen machen und ein ungutes Gefühl geben. Das kann ich nachvollziehen. Natürlich habe auch ich an einem solchen Gespräch keine reine Freude. Der Grund dafür ist die enorme Irrationalität und Antilogik, der ich mich ausgeliefert sehe. Mir gings besser, wenn ich wüsste, dass du wiederum das nachvollziehen kannst. Deshalb hab ich mir was überlegt: Du glaubst nicht an den Weihnachtsmann. Lass uns eine Diskussion um die Existenz von ebendiesem führen, wobei ich die These verteidige, dass es ihn gibt. Du wirst versuchen, micht mit geeigneten Argumenten vom Gegenteil zu überzeugen.

Ich will dich nicht verarschen, oder sowas. Ich mein das ganz ernst. Das ist ein Vorschlag, du kannst ihn annehmen oder ablehnen. Ich verstehe es, wenn du keine Lust dazu hast, aber ich fände so eine Diskussion sehr interessant. Ich habe neulich darüber nachgedacht, dass die Existenz des Weihnachtsmannes/Christkindes/Osterhasens für die meisten Kinder selbstverständlich ist, bis ihnen von einer Autorität (meist von der elterlichen) das Gegenteil erzählt wird. Anfangs wollen viele Kinder nicht daran glauben, dass es keinen Osterhasen gibt, aber früher oder später geben sie nach und lassen sich von der Autorität überzeugen. Für viele Erwachsene ist Gott der Osterhase, nur gibt es keine Autorität, die sie vom Gegenteil überzeugen könnte, deswegen, weil sie in dieser Hinsicht niemanden als Autorität akzeptieren. Kinder tun dies schon. Würde man ihnen zeitgleich zur Aufklärung der Osterhasenlüge auch sagen, dass Gott nicht existiert, würden sie es ebenso hinnehmen, da wäre kein Unterschied.

Wenn du dich darauf einlässt, wirst du sehen, welche Mühen du haben wirst, mich davon zu überzeugen, was du für die Wahrheit hältst, nämlich, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Das könnte dir helfen, mich und andere zu verstehen. Denn aus meiner Sicht, und defacto aus argumentativ rationaler ist es genau dasselbe: Wenn ich mit jemandem über die Existenz von Gott diskutiere, der gläubig ist, dann fühle ich mich, als wollte ich ihn davon überzeugen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.

Grüße


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Kirk Offline

Theophor


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21.12.2011 09:22
#103 RE: Islam Antworten

Nette Idee, alleine schon dieser Vergleich veranschaulicht mir sehr gut, wie schwer so eine Diskussion um die Existenz Gottes für dich sein muss.
Ich sage dir aber gleich, dass ich absolut keine Lust habe das jetzt auszuprobieren. Generell, und das ist vielleicht ein etwas trauriges Fazit, werde ich in Zukunft nicht mehr viel mit Atheisten streiten. Ihr sitzt argumentationstechnisch einfach am längeren Ast. Ich habe ja selber oft gesagt, dass es logischer ist an keinen Gott zu glauben und das habe ich auch lange so gemacht, etwa von meinem 9. bis zu meinem 16./17. Lebensjahr.

Zitat
Ich habe neulich darüber nachgedacht, dass die Existenz des Weihnachtsmannes/Christkindes/Osterhasens für die meisten Kinder selbstverständlich ist, bis ihnen von einer Autorität (meist von der elterlichen) das Gegenteil erzählt wird. Anfangs wollen viele Kinder nicht daran glauben, dass es keinen Osterhasen gibt, aber früher oder später geben sie nach und lassen sich von der Autorität überzeugen.


Ich habe als Kind auch nicht lange an Christkind und Osterhasen gegelaubt. An die Jahre, in denen das noch der Fall gewesen sein könnte, kann ich mich praktisch nicht mehr erinnern. Jedenfalls habe ich schon im Kindergartenalter den Glauben an diese Geschenkebringer abgelehnt. Ich wusste, dass die Packerl und Ostereier von meinen Eltern kamen, auch wenn diese es anfangs natürlich leugneten. Eine Autorität, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, hat es also nicht gebraucht und ich denke, dass ich auch bei meinem Glauben an Gott keine bräuchte, ich habe ja schließlich auch keine gebracht um ihn anzunehmen. Es war niemand da, der es mir eingeredet hat. Ich bin ja, wie schon oft gesagt, nicht religiös erzogen worden.
Dennoch bin ich, und das wundert mich manchmal selbst ein wenig angesichts dessen, dass fast alle meine Freunde ganz bewusste Atheisten sind, extrem überzeugt von meinem Glauben. Für mich ist das der richtige Weg. Ein Leben als "Ungläubiger" könnte ich mir nicht mehr vorstellen.


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Hitti Offline

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21.12.2011 15:03
#104 RE: Islam Antworten

Zitat
Ich sage dir aber gleich, dass ich absolut keine Lust habe das jetzt auszuprobieren. Generell, und das ist vielleicht ein etwas trauriges Fazit, werde ich in Zukunft nicht mehr viel mit Atheisten streiten.


Das habe ich mir bereits gedacht. Im Zusammenhang mit dieser Einsicht kann ich das natürlich verstehen.

Zitat
Eine Autorität, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, hat es also nicht gebraucht und ich denke, dass ich auch bei meinem Glauben an Gott keine bräuchte, ich habe ja schließlich auch keine gebracht um ihn anzunehmen.


Ich bin mir sicher, dass du das hier schonmal erzählt hast, aber ich habs wohl vergessen: Wie bist du eigentlich zum Islam gekommen? Man kauft sich ja als Atheist von heute auf morgen nicht einfach den Koran und vertieft sich darin, bis einem gefällt, was man liest. War da nicht irgendeine Person, die dich darauf gebracht hat? Wenn nicht, was/wie dann?


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Kirk Offline

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22.12.2011 10:16
#105 RE: Islam Antworten

Meine Lebensgeschichte aus einem religiösen Blickwinkel

Für mich war Islam nie etwas völlig Unbekanntes und schon gar nichts Strenges oder Aggressives. Ich kannte den Islam von meinem Vater, einem im kommunistischen Jugoslawien aufgewachsenen Bosnier, der sich zwar Muslim nennt, aber bis auf die ungefähren Gebräuche beim Essen und eine Mäßigung beim Alkoholkonsum eingentlich nicht weiter als ein solcher auffällt. Er hat nie auch nur versucht mich dazu zu überreden ein Muslim zu werden, noch nicht mal einen Koran hat er mir in die Hand gedrückt, um mal nachzulesen, worum es eigentlich geht, gar nichts. Und dennoch, durch ihn stand der Islam, zumindest dieses Wort, seit meinen frühesten Erinnerungen in meinem Leben. Ich weiß z.B. noch, dass ich als Kindergartenkind stolz behauptet hatte, in meinem Leben nie Alkohol trinken zu wollen, um ein "noch größerer" Moslem als mein Papa zu werden. Damals wusste ich natürlich noch nicht einmal was Alkohol genau war und was es verursachte, aber man hatte mir gesagt, wahrscheinlich meine Mutter, dass er nicht so gut sei und Muslime ihn deshalb ablehnten.
Später, in der Volksschule (das ist mir jetzt gerade wieder eingefallen, daran habe ich lange nicht gedacht) wollte ich nicht in den christlichen Religionsunterricht, sondern in den islamischen, der einemal in der Woche nach der regulären Schulzeit statt fand. Ich sah mich, glaube ich, damals wirklich als Muslim, alle Regeln, die ich aus dem Islam kannte einhaltend, nämlich der Verzicht auf Alkohol und auf Schweinefleisch. Jedoch fühlte ich mich in diesem islamischen Unterricht nicht sehr wohl. Alle anderen Kinder dieser kleinen etwa aus 10-15 Kindern bestehenden Gruppe waren nicht-deutscher Muttersprachen und auch der Religionslehrer selbst war Türke, und sprach mit den türkischen Kindern auch immer wieder türkisch. Generell verstand ich daher eigentlich fast gar nichts, weshalb ich bald nicht mehr dort hingehen wollte und in Folge dessen dann den christlichen Unterricht besuchte. Etwa ein Jahr später fing ich an schwer daran zu zweifeln, ob ein Gott überhaupt existieren könne. Vielleicht, hätte ich damals einen fähigen Islamlehrer gehabt, wäre ich schon damals Muslim gewesen.
In den folgenden Jahren war es mir komplett gleich, welche Religion jemand hatte, in meinem Beusstsein existierte aber praktisch nur die christliche, da ich ja diverse Messen und Feste mitfeiern musste, nicht immer gezwungener Weise, waren doch all meine Freunde auch immer dabei und als musikalischer Mensch und guter Sänger war ich vor allem für einen gesungenen Gottesdienst grundsätzlich gerne zu haben.
Das ging dann in etwa so weiter bis ich 15 war. Ich begann mich zunehmend mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt zu beschäftigen und sie gingen mir sehr zu Herzen. Ich weiß z.B. noch, dass ich geweint habe, als sie an jenem Morgen im Radio den Beginn der amerikanischen Angriffe auf den Irak meldeten. Ich las auch einige Bücher über den Nahostkonflikt, das mich am meisten beschäftigende Thema für die nächsten ein, zwei Jahre. Und an der Stelle kommt mein Vater wieder ins Spiel, mit dem ich mindestens einmal in der Woche lange über diese Konflikte und was die Zukunft bringen wird, diskutierte. Seine Ansichten diesbezüglich waren gewiss nicht liberal oder gemäßigt. Es gab in seiner Welt, und folglich auch bald in meiner, bessere und schlechtere Regierungen und Staaten. Wir machten keinen Unterschied zw. den einzelnen Menschen, aber, dass die amerikanische Regierung schlecht war, die israelische, die britische, das grub sich bald tief in mein Bewusstsein. Und diejenigen, auf der anderen Seite, die von diesen bösen Mächten angegriffen und zerstört wurden, das waren vor allem unsere Brüder und Schwestern im Vorderen Orient, auch wenn ich sie damals nicht Geschwister nannte, aber dennoch fühlte ich mit ihnen und mich auf irgendeine Art mit ihnen verbunden.
Als ich dann 16 war begann ich mit Gray regelmäßig um die Häuser zu ziehen, egal ob Samstags, Montags oder Mittwochs, immer mit Bier und Zigaretten dabei. Ich wusste nichts Besseres anzustellen mit meiner Zeit und durch das ständige Philosophieren und das Fragen nach dem Sinn hinter allem, wie wir es damals ständig zu tun pflegten, kam es mir bald so vor als wäre ohnehin alles umsonst, vor allem die Schule, die ich sehr stark vernachlässigte. Nur von Zeit bis Zeit, wenn ich kurz davor war in einem Fach durchzufallen, drängte mich meine Mutter dermaßen zu lernen, dass ich es am Ende doch wieder schaffte. Eigentlich war in diesen Tagen meistens sehr unglücklich. Mir fehlte ein Sinn und ein Ziel im Leben. Statt dessen hatte ich oft Sorgen wegen der Schule und einen Hass auf die Welt, der aus der Ohnmacht entstanden war sie nicht ändern zu können. Dieser Zustand hielt mit einigen Höhen und Tiefen praktisch bis zur Matura an. In meiner Verzweiflung, die ich damals manchmal hatte, begann ich mit Gott zu reden, ab und zu ein Gebet zu sprechen. Natürlich glaubte ich anfangs nicht, dass es mir irgendetwas helfen würde, aber, wenn man sehr traurig ist, dann versucht man alles mögliche.
Ich nahm bald weitere Bücher zur Hand über den Buddhismus, den Hinduismus und schließlich den Qur'an, der schwer zu lesen und, wenn man keine Ahnung hat, noch schwieriger zu verstehen ist. Aber ich war damals anstrengende Lektüre gewöhnt und mir gefiel, was ich da zu lesen bekam. Ich fing an mich zu fragen, ob es denn doch möglich wäre, dass Gott existiere, nicht weil mir dieser Gedanke so überzeugend zu sein schien, sondern, weil ich es so wollte.
Mit Ende 16 nahm ich in Bosnien an einem islamischen Begräbnis teil, stand in den Reihen der Muslime, als würde ich schon voll dazu gehören, betete mit den anderen am Grab der Verstorbenen. Das war damals ein äußerst schönes Ereignis für mich. Ich liebte auch den Ezan (arab.: Adnan, den Ruf des Muezzins zum Gebet), wenn er über den Dächern erschallte, er lößte einfach sehr positive Emotionen in mir aus. In dieser Zeit lernte ich einige Grundformeln des Gebets, dich ich dann aufsagte und sang, wenn ich wieder einmal sehr traurig war.
Von da an ließ mein Studium des Islams nicht mehr ab, ich laß weiter im Qur'an, schaute informative Videos auf Youtube, las Bücher und Artikel. Mit 18 war ich dann überzeugt ein Muslim sein zu wollen. Nach der Matura wollte ich offiziell konvertieren und das tat ich dann auch.


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