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Dieses Thema hat 61 Antworten
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 Philosophie
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Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
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21.04.2009 20:14
Die Gottesfrage Antworten
Da die Philosophie die Eigenschaft hat, dass jede aufgestellte Theorie nicht nur mögliche Antworten auf das Problem, auf das sich jene bezieht, zu liefern, sondern Auswirkungen auf andere Fragestellungen mit sich zu bringen, möchte ich eine der einflussreichsten zu Beginn in den Raum werfen.

Es geht um die Gottesfrage. Zu dieser gibt es mehrere anerkannte Standpunkte. Einerseits kann sie im Sinne einer Religion oder eines individuellen Glaubens bejaht werden, andererseits kann sie im Sinne einer grundsätzlich atheistischen Ansicht verneint werden. Der Mittelweg wird als Agnostik bezeichnet, deren Anhänger jegliche zuvor erwähnten Positionen in Frage stellen, weil der Mensch niemals wissen wird können, ob eine gottesähnliche Entität existiert oder nicht.

Wie ein Teil der bereits im Forum angemeldeten Personen vielleicht wissen wird, vertrete ich eine äußerst stark ausgeprägte atheistische Position. Die Nichtexistenz eines Gottes geht für mich mit meinem allgemein materialistischen Weltbild im Sinne der zuvor erwähnten "Vernetzung" beinahe aller philosophischen Probleme einher. Zudem habe ich einige rationale Argumente parat, die speziell gegen die Möglichkeit der Existenz von Göttern ausgelegt sind, welche ich euch aber vorerst noch vorenthalten werde.

Ich bezeichne mich bewusst als Atheisten, weil ich mir darüber im Klaren bin, dass mir durch meinen Glauben daran etwas fehlt, das andere Menschen haben. Überzeugten religiösen Menschen dient diese (von mir so betrachtete) Illusion als Verantwortungsträger und als "Helfer in der Not". Außerdem spornt Gott zu Leistungen und zu einer allgemein positiven Einstellung dem Leben gegenüber an.

Bei diversen, teilweise stundenlangen Diskussionen über die Thematik musste ich mich häufig äußerst emotionalen und logisch kaum nachvollziehbaren Argumenten gegenübersehen. Teilweise verspürte ich auch offene Intoleranz und musste konventionelle Sprüche wie "Gott liebt dich auch, wenn du nicht an ihn glaubst." über mich ergehen lassen, welche für mich ein klares Anzeichen nicht vorhandener Akzeptanz und eindeutig festgefahrener Ansichten darstellen, welche von besagten Personen nicht mehr hinterfragt werden. Für mich eine nicht vertretbare Tatsache, wenn es um Philosophie geht, allerdings ist sie im Bezug auf ein derartig gesellschaftlich geprägtes Thema noch nachvollziehbar.

Weil ich weiß, dass einige Leute hier im Forum eine ähnliche Ansicht bezüglich der Gottesfrage vertreten wie ich, würde es mich natürlich besonders interessieren, welche (ob?) Erfahrungen ihr im direkten Gespräch mit überzeugten Christen (als Beispiel) gemacht habt.

Das soll vorerst mal genügen, ich freu mich auf erste Antworten. : )
Gray Offline

Theophor


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21.04.2009 20:47
#2 RE: Die Gottesfrage Antworten

Ab die Post.

Ich bin auf der Suche nach etwas, an das ich glauben kann ... deshalb traue ich mich in dieser Hinsicht nicht wirklich eine konkrete Meinung abzugeben, schildere aber meine derzeitige Einstellung:
Ich bin Atheist.

Es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber ich kann Religiösität einfach nicht nachvollziehen. Der ganze Mist baut nur auf hirnlosen Dogmen auf. Es gibt hunderte gute Argumente gegen alle mögliche Religionen (siehe Zeitgeist, im Falle des Christentums), und allein die Logik machts doch schon vor - wie soll so etwas existieren, ein Paradies? Ein Paradies ist logisch nicht durchführbar.

Meine Meinung: Was auch immer nach unserem Leben kommt, was auch immer all diese metaphysischen Fragen betrifft ... ich glaube NICHT, dass darauf eine rationale, logische Antwort gefunden werden kann - was auch immer es ist, es entzieht sich unserem Verstand. Wir sind mit unseren rationalen Fähigkeiten nicht in der Lage, diese Dinge zu erklären.

Das stört mich an jeder Religion: Sie geht von einer UNLOGISCHEN, IRRATIONALEN Prämisse aus ("Gott") und versucht aber aufbauend darauf mit LOGISCHEN Schlüssen die Welt zu erklären. Das widerspricht sich. Das ist das Problem aller Religionen.

Deshalb find ich die Principia Dyskordia so ansprechend ... weil sie das eben nicht tut!
Aber sorry, das is eine andere Geschichte ....

Hitti Offline

Theophor


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21.04.2009 22:24
#3 RE: Die Gottesfrage Antworten
In Antwort auf:
Ein Paradies ist logisch nicht durchführbar.


Sehe ich ganz genau so:

"[...]Zudem versinnbildlicht die Ewigkeit auch eine Gefangenschaft in der Gefühlsmonotonie eines vermeintlich fortwährend glücklichen Lebens. Denn um Glück zu empfinden, ist Abwechslung und damit Leid notwendig, welches in der Ewigkeit der Religionen keinen Platz findet. Das Nichts hat diesen negativen Aspekt nicht an sich.[...]"

Es ist selbstverständlich, dass bezüglich der Gottesfrage eher emotional als rational argumentiert wird. Ich finde es persönlich immer wieder seltsam, wenn ich von sehr religiösen Menschen Zustimmung für meine logische Argumentation bekomme, jene aber dann sagen, dass sie ein Gefühl empfänden, das über die Vernunft hinausgeht und derartige Einwände deswegen in den Schatten stellt.

Beispielsweise stellt für mich die kopernikanische Wende einen irrsinnigen Bruch mit dem typischen Gottesbild des Christentums dar. Deswegen wurde das heliozentrische Weltbild auch so lange bekämpft. Die Vorstellung, dass es einen Gott im Himmel (oben) und einen Teufel in der Hölle (unten) gibt, wurde bis heute nicht abgelegt. Der heutige Gottesbegriff dieser Religion setzt immer noch an ihren Wurzeln an, weshalb er sehr veraltet ist.

Während viele die unglaubliche Vielfalt und die lange Geschichte der menschlichen Gottesvorstellungen als Argument für die Existenz benützen, betrachte ich es als Gegenargument. Dieses Verhalten spiegelt für mich nur das Hierarchiebedürfnis jedes Menschen wider, das sich in allen politischen Strömungen und in den Religion deutlich zeigt. Eigenverantwortung abzulegen ist eine enorme Entlastung.
Die Vielfalt, die unterschiedlichen Monotheismen und Polytheismen führen mich auch zu einem weiteren Gedanken. Setzt man hierfür die Existenz einer absoluten Wahrheit bezüglich dieser Frage voraus, kann nur eine einzige Ansicht richtig sein. Natürlich ein sehr weit verbreitetes Argument, aber auf jeden Fall ist es die Überlegung wert, wenn man die Dogmatik, den Fundamentalismus und den absoluten Wahrheitsanspruch beinahe aller Religionen berücksichtigt.

Nun ein Argument, das schon eher in die emotionale Richtung geht, meines Erachtens aber doch ziemlich bedeutend ist. Verändert man folgenden bekannten Satz "Wenn Gott existiert, muss er böse sein." zu "Wenn Gott existiert, muss er böse, unfähig oder unwillig zu handeln sein.", wird es sehr schwierig, letzteren zu widerlegen. Einigt man sich auf die Verifikation und den Wahrheitsgehalt des Satzes, widerspricht er sich automatisch mit Gottes Allmacht oder mit Gottes Güte.

Grundsätzlich ein kleiner Auszug der doch sehr großen möglichen Argumentation für eine atheistische Anschauung.
Gray Offline

Theophor


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21.04.2009 22:37
#4 RE: Die Gottesfrage Antworten

Diese seltsame Argumentationsform ist mir auch schon bei vielen Gläubigen aufgefallen.

Oft höre ich auf, zu argumentieren, weil sie mir auf eine schwer zu beschreibende Weise "leid" tun. Wie auch immer ...

In Antwort auf:
"Wenn Gott existiert, muss er böse, unfähig oder unwillig zu handeln sein."


Pic related ;)

Angefügte Bilder:
ATHEISTS.jpg  
Hitti Offline

Theophor


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21.04.2009 22:45
#5 RE: Die Gottesfrage Antworten
Genau, Epikur war mir nur als Vertreter der Atomlehre von Demokrit und nicht als Urheber dieses Spruches bekannt, aber grundsätzlich halte ich sehr viel von ihm, wie übrigens von vielen antiken Philosophen. (Bei Seneca is es mehr die Ethik, die mich fasziniert. Die epikureische Anschauung der Lust hingegen sagt mir wieder weniger zu.)

Edit: lol, "Winning since 33 A.D." <-- no comment^^
bigla ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2009 11:40
#6 RE: Die Gottesfrage Antworten
Es steht da, "Beitrag:"
was soll ich reinschreiben?

Also wie es bei allen Glaubensrichtungen (und Nichtglaubensrichtungen) ist, gibt es ein Für und Wider!
Aufgabe eines jeden Menschen sollte dabei eben sein, zu wählen, was gefällt mir (aus welchen Gründen auch immer) und was gefällt mir nicht (aus welchen Gründen auch immer), schließlich will man ja sein Leben in einer Form danach ausrichten (oder eben gerade das nicht).

Ich persönlich glaube an Placebos - zu diesem schluss hat mich eine Diskussion mit Hitti gebracht.

Glaube sollte nichts mit Beweisfindung zu tun haben (also die Wissenschaft absolut weglassen) den Glaube an sich ist ja, Nichtwissen wie man so schön sagt. Für mich steht viel eher im Vordergrund, was für Vorteile, kann ich aus einem Glauben (auch wenn ich ihm nicht konkret folge) ziehen (finanzielle, soziale, psychische etc.).

Es dürfte ja durch Studien belegt seien, dass "Freude" durch Endorphine verursacht wird bzw. weitere Endorphine ausschütten lässt. Nun ist Glaube auch eine Sache die Freude verursachen kann, wenn man die Dinge positiv betrachtet. Ich beziehe mich hierbei auf "Leistungen" die von Gott kommen sollten.
Natürlich, persönliche Leistungen, kann und soll man - je nach Persönlichkeitstyp - auf sich beziehen. Jedoch gibt es andere schöne Situationen - die purer Zufall sind - (Wetterlage zum Beispiel) die man persönlich nicht beeinflussen kann. Dabei ist allein die möglichkeit zu sagen "Wow! Das hat Gott heute für mich gemacht, wie nett er doch ist!" eine zusätzliche Möglichkeit glück zu empfinden. (Klar man kann sich über schönes Wetter einfach so freuen, aber wenn man sich einredet, dass es extra für einen persönlich gemacht wurde, hat es eine viel "stärkere Wirkung". -- Ich hoffe man versteht worauf ich hinaus will.

Es gibt nicht DEN richtigen Glauben, es gilt für den Glauben nur der verwendungszweck. Somit kann man auch dem Glauben Sinn bzw. eine Wahrheit zusprechen.

Das Christentum ist ja ein glaube der, wie mir gesagt wurde, auf Liebe aufbaut. Auf Nächstenliebe (somit auch respekt), auf die Liebe zwischen Eltern und Kindern, auf die Liebe zwischen Liebenden und auf die Liebe zwischen "Gott" (also irgendeiner hohen Instanz) zu seiner Schöpfung (Also zwischen Erfinder und Erfindung).

Klar ist, dass die Kirche Schabernack erzählt - so wie es alle tun, die glauben etwas zu wissen - doch der Kern ist doch: Da zu sein und im Moment das "Richtige" zu tun und mit den Handlungen sich selbst mögliche Probleme aus dem Weg schaffen (Denn die Wahrheit nach der man sucht, kommt ja mit der Zeit von selbst)

Sollte ich absolut Falsch liegen: Mochts mi nieder! ^^

Ich persönlich würd euch bitten, dass ihr mir konkrete Fragestellungen gebt, auf die ich antworten soll - denn so kann ich viel besser meine Denkensweise präsentieren, da ich mit gut ausformulierten Glaubensgrundlagen, nichts am Hut hab.

Edit: Ewig nach der Wahrheit zu suchen macht einen depressiv - hat man ja bei Descartes gesehen, soviel ich mich nicht irre - Aufgeben soll man natürlich nicht, aber man soll etwas haben zum "ausrasten" und da ist ein Glaube vllt. sogar ziemlich dienlich (und nicht einmal schädlich).
Gray Offline

Theophor


Beiträge: 2.786
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22.04.2009 13:58
#7 RE: Die Gottesfrage Antworten

In Antwort auf:
Es dürfte ja durch Studien belegt seien, dass "Freude" durch Endorphine verursacht wird bzw. weitere Endorphine ausschütten lässt.

Eigentlich waren's - vereinfacht gesagt - Serotonin (für das typische, unverbindliche "Zufriedenheitsgefühl") und Dopamin (für Freudenrausch, -taumel bzw beim Orgasmus und vielen Drogen) bzw. Phenethylamin (das vor allem beim Verliebtsein eine wichtige Rolle spielt, ansonsten eher weniger).


In Antwort auf:
Nun ist Glaube auch eine Sache die Freude verursachen kann, wenn man die Dinge positiv betrachtet. Ich beziehe mich hierbei auf "Leistungen" die von Gott kommen sollten. [...] Es gibt nicht DEN richtigen Glauben, es gilt für den Glauben nur der verwendungszweck. Somit kann man auch dem Glauben Sinn bzw. eine Wahrheit zusprechen.

So kann man das sehen. Oder auch nicht.
Hätten die Menschen ein gesunderes, normaleres Verhältnis zu sich selbst, ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt, wären sie nicht alle durch die Umstände unserer Gesellschaft korrumpiert, wäre es auch möglich, das Leben OHNE Gott genießen zu können, mit Problemen auch OHNE Glauben zurechtkommen zu können, dem Tod auch OHNE Paradiesvorstellungen tapfer entgegentreten zu können - und sich dafür nicht irgendeiner verrückten, völlig abwegigen Vorstellung von einem unsichtbaren Fantasiefreund hingeben zu müssen.

Worin liegt der wichtige Unterschied?
Fundamentalismus. Den gäbe es bei meiner Vorstellung nämlich nicht. Es gäbe keine Leute mehr, die sich wegen Glaubensgrundsätzen und Schismen zoffen (Katholiken/Orthodoxe), keine Leute, die andere wegen ihrem eigenen Glauben zusammenschlagen ("Jesus-Skins"), keine Idioten, die der Forschung, dem Fortschritt und der guten Sache wegen Vorstellungen, die sie aus einem 2000 Jahre alten Buch ableiten behindern (Strichcodes bei Verpackungen, Sterbehilfe, Abtreibung) und schließlich: Keine verrückten Trotteln, die sich mit nem Bombengürtel mitten in der Stadt in die Luft jagen, Dutzende Unbetroffene umbringen und das im Namen ihres "Gottes" tun.

bigla ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2009 14:30
#8 RE: Die Gottesfrage Antworten

Da du ja ein fan von Kunst bist:

Es gäbe ja auch keine Leute die ihre Werke und ihr Leben Gott geopfert hätten - also auch Gutes getan hätten. Oder?

sry für diesen Zweizeiler (Dreizeiler, wie mans nimmt)

Gray Offline

Theophor


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22.04.2009 15:27
#9 RE: Die Gottesfrage Antworten

In Antwort auf:
Es gäbe ja auch keine Leute die ihre Werke und ihr Leben Gott geopfert hätten - also auch Gutes getan hätten. Oder?

Wenn man seine Werke nur schafft, um "Gott zu ehren" und nicht, weil man was auszusagen hat oder dieses Bedürfnis in sich verspürt oder einfach verdammt gut ist in dem, was man tut - hat man einen an der Waffel, sry.

Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
Punkte: 1.130

22.04.2009 16:04
#10 RE: Die Gottesfrage Antworten

In Antwort auf:
"Es gibt nicht DEN richtigen Glauben, es gilt für den Glauben nur der verwendungszweck. Somit kann man auch dem Glauben Sinn bzw. eine Wahrheit zusprechen."

Wird Glaube rein als Verwendungszweck betrachtet, fehlt meiner Ansicht nach die Überzeugung. Es fällt mir schwer zu verstehen, wie man sich an etwas orientieren kann, von dem man nicht völlig überzeugt wurde. Noch schwieriger natürlich, wenn man überzeugter Anhänger des konträren Standpunktes ist.
Unser Orientierungsbedürfnis aber verleitet uns dazu, einen Standpunkt in solchen Fragen einzunehmen, auch, wenn dies unterbewusst passiert. Dieser Standpunkt kann sich mit dem widersprechen, was man sich selbst suggeriert, um die von dir erwähnten Vorzüge der Freudesempfindung auskosten zu können.

In Antwort auf:
"Das hat Gott heute für mich gemacht, wie nett er doch ist!" eine zusätzliche Möglichkeit glück zu empfinden."

Dieser Punkt leitet mich weiter zu einem nächsten Argument, das sich ebenfalls auf der emotionalen Ebene findet. Wenn man davon ausgeht, dass ein existierender Gott heute der Urheber für dieses für mich so wichtige Wetter war, wie kann man dann nicht an seinen Prioritäten und damit an seiner Allmacht zweifeln? Einfach gesagt: Gott hat sich einen Dreck um meine Belange zu kümmern, während in Afrika kleine Kinder unter ärgsten Hungerzuständen verrecken. Ein kleines Wunder nur für mich? Diese Geste lehne ich ab.

Wieder mal ein bisschen Ratio, um dieses vielleicht seltsam anmutende emotionale Argument auszugleichen. Ich denke, es leuchtet ein, dass der Gottesglaube und allgemein die religiösen Vorstellungen anerzogen und gesellschaftlich geprägt sind. Wäre es überhaupt möglich, Vorstellungen von Schicksal und Gott zu entwickeln, wenn einem die beiden Begriffe und das, was darunter verstanden wird, völlig unbekannt wären? Würde man nicht vielmehr individuelle Anschauungen entwerfen, die vielleicht (aufgrund des bereits erwähnten Hierarchiebedürfnisses der Menschen) nicht unbedingt atheistisch wären, aber auf jeden Fall absolut gar nichts mit religiösen Dogmen zu tun hätten?

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Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn. - Joseph Joubert

Gray Offline

Theophor


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22.04.2009 16:14
#11 RE: Die Gottesfrage Antworten

Lustig auch, dass es Christen gibt, die an einen freien Willen glauben - obwohl sich das mit den Grundprinzipien ihres Glaubens kreuzt.

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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22.04.2009 16:21
#12 RE: Die Gottesfrage Antworten
am ehesten, wenn auch nicht ganz genau, triffts bei mir wohl auch atheist. ein problem bei solchen diskussionen mit gläubigen: gott mag zwar in mancher hinsicht widersprüchlich sein, aber widerlegen kann man ihn nicht, das ist einfach so eine selbstabdichtende these (das erinnert mich immer an leute, die glauben, dass man mit gebeten krankheiten heilen kann [durch göttliche hilfe; placebo effekt kenne ich zwar, der einfachkeit halber lassen wir ihn hier aber mal beiseite]; wenn jzt irgendjemand aus der umgebung dieses menschen trotz seines glaubens und fleißigen betens an irgendner krankheit stirbt, so ist das halt ein beweis dafür, dass dessen glaube nicht stark genug war und damit wiederum ein scheinbarer beweis für diese these); ein gläubiger kann sich immer irgendwie rausreden, wenn es um gott geht, religiöse dogmen sind auf jeden fall leichter in frage zu stellen und zu widerlegen, da sie ja menschenwerk sind. ein nettes beispiel ist auch ein altbekanntes paradoxon: kann gott einen felsen erschaffen, der so groß ist, dass er ihn selbst nicht mehr bewegen kann? ich muss sagen, mein religionslehrer hat mich schwer beeindruckt, als er deswegen zugegeben hat, dass die allmacht gottes keinen sinn macht (ehrlich: hätte ich nicht von ihm erwartet). andere leute haben mich aber schon ziemlich schockiert mit ihren pseudoargumentationen von wegen "ja, das ist gott, der kann das" oder "ja zuerst macht er den felsen, und dann macht er ihn irgendwie leichter oder kann ihn plötzlich doch heben..." WTF???
lustig finde ich auch, dass die menschen immer menschliche eigenschaften auf gott umlegen müssen; na gut, bei den alten griechen war das ja noch was anderes, die haben ihre götter ohnehin als anthropomorph beschrieben, aber zb das christentum stellt sich ja gott völlig anders und überlegen vor. wie kann gott dann zb liebe empfinden, wie es immer propagiert wird? hat gott etwa auch ein hormonsytem? der müsste ja dauernd nen unglaublichen dopamin- und oxytocinspiegel haben... jzt weiß ich wenigstens mal, warum's hier auf der erde so zugeht: ein dauerhaft zu hoher dopaminspiegel führt angeblich zu schizophrenie und manien...


Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
Makes perfect sense.

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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22.04.2009 16:33
#13 RE: Die Gottesfrage Antworten
ach ja: ich bin, vorsichtig ausgedrückt, kein gerade sehr philanthropischer mensch. trotzdem wurde mir erst vor kurzem gesagt, dass ich in mancherlei hinsicht christlicher bin als viele gläubige christen, weil ich ungern andere leute anlüge und es mir außerdem wichtig ist, dass ich als verlässlich bekannt bin;
das alles aber nicht deswegen, weil ich meine mitmenschen glücklich machen will (wie's denen geht ist mir ehrlich gesagt ziemlich nüsse), sondern einfach aufgrund von praktischen überlegungen. ich bin nicht so naiv zu glauben, dass nur deswegen, weil ich niemanden anlüge, jzt alle anderen zu mir auch ehrlich sind, aber alles in allem ist es erstens im allgemeinen wirklích nicht sonderlich problematisch einfach nur ehrlich zu sein (ist doch viel einfacher - da brauch ich mir nicht ständig irgendnen müll ausdenken) und außerdem ist es für mich nur von vorteil, weil ich es damit leichter habe, wenn ich was von nem anderen will, wenn mir der vertraut, oder weiß, dass andere mir vertrauen, als wenn er weiß, dass auf mich kein verlass ist. wozu brauch ich hier also religion? das gehört für mich zu den offensichtlichsten sachen der welt, trotzdem braucht es irgendwelchen 2000 jahre alten schriften um die gläubige masse davon zu überzeugen, dass das sinnvoller ist und selbst dann tun sie es immer noch nicht. nur ein kleiner aspekt, der aber glaub ich schon recht gut zeigt, was ich von solchen leuten halte.


Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
Makes perfect sense.

Hitti Offline

Theophor


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22.04.2009 18:39
#14 RE: Die Gottesfrage Antworten

In Antwort auf:
"gott mag zwar in mancher hinsicht widersprüchlich sein,(...)"

Ich vertrete schon seit einiger Zeit den Standpunkt, dass es kein einziges logisches oder vernünftiges Argument für die Existenz von Gott gibt. All diese Argumente befinden sich vollständig auf emotionaler Ebene. Ich habe diese Ansicht auch schon gegenüber Gläubigen erwähnt, und sie konnten mich nicht widerlegen. In dieser Hinsicht denke ich, dass Gott in jeder - nicht nur in mancher - Hinsicht widersprüchlich ist.

In Antwort auf:
"lustig finde ich auch, dass die menschen immer menschliche eigenschaften auf gott umlegen müssen;"

Wie heißt so schön. "Wenn Pferde Götter haben, dann werden diese Götter Pferde sein." Ein weiteres nachvollziehbares Argument für die Illusion Gottes. Sogar das Patriarchat hatte Auswirkungen auf die Gottesvorstellungen.

Ich sehe darin, in den gut zehn Argumenten, die mittlerweile hier eingebracht wurden, nicht die Existenz Gottes im Allgemeinen als widerlegt, sondern vielmehr die menschliche Vorstellung eines Gottes. Die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Gottes außerhalb menschlicher Vorstellung ist für mich deswegen aber ebenfalls verschwindend gering. Wie mittlerweile klar geworden sein wird, vertrete ich im Bezug auf die Gottesfrage einen sehr radikalen Atheismus, was daran liegt, dass ich mir in meiner ganzen Philosophie in keinem einzigen Punkt so sicher bin wie in diesem. Das wiederum hat den Grund, dass ich mich hier nicht auf die Theorien der Wissenschaft stütze, sondern auf verschiedenste durch die Geschichte hindurch (aber auch im alltäglichen Leben) beobachtbare Verhaltensformen des Menschen, die tief in uns verankert zu sein scheinen. Meine Toleranz gegenüber religiösen Menschen hat zwar eine durch deren teilweise vorhandenen Fanatismus bedingte Grenze, hat gleichzeitig aber nicht unter diesem radikalen Atheismus gelitten.


In Antwort auf:
"ach ja: ich bin, vorsichtig ausgedrückt, kein gerade sehr philanthropischer mensch."

Ohne das jetzt auf dich zu beziehen; Ich habe (ausgerechnet) auf Wikipedia eine meiner Ansicht nach äußerst treffende Definition von Misanthropie gefunden.

In Antwort auf:
Misanthropie ist ein beschreibender Begriff und definiert somit weder eine Philosophie, Religion noch ein bestimmtes Verhaltensmuster. Ein Misanthrop muss folglich weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln [!!!] ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im polaren Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit welchem im allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird. Misanthropie allein ist keine psychische Störung, kann aber aus einer solchen erwachsen, etwa aus Depressionen.


Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das, was grundsätzlich unter der gesellschaftlichen Moral (Tugendbegriffe wie Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit schießen einem durch den Kopf), tatsächlich zum persönlichen Glücksempfinden und zu dem anderer beiträgt.

---
Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn. - Joseph Joubert

Gray Offline

Theophor


Beiträge: 2.786
Punkte: 2.818

22.04.2009 20:06
#15 RE: Die Gottesfrage Antworten

Mal ein kleiner Einwurf meinerseits ...

Wir reden hier alle so selbstverständlich über Gott - doch was ist das eigentlich, Gott?

Bitte lasst uns mal dieses "etwas" definieren, so könnten wir diese Diskussion auf ein höheres Niveau heben.

Ich habe gegoogled und auf freedict eine halbwegs passende Definition gefunden, mit der wir uns, hoffe ich, alle anfreunden können:

Zitat von freedict
1. nur Sg; (im Christentum, Judentum und im Islam) das höchste Wesen außerhalb der normalen Welt, das die Welt erschaffen hat und ihr Schicksal lenkt <der allmächtige, liebe Gott; Gott anrufen, fürchten, lästern, preisen; an Gott glauben; zu Gott beten; auf Gott vertrauen>

So ... jetzt können wir das mit dem Schicksal lenken und dem allmächtig sein lang und breit diskutieren (das hoffe ich folgt noch), doch zuerst mal zum größten Fragezeichen in dieser Definition: "das höchste Wesen".

Was ist ein Wesen?
Jetzt gehen wir davon aus, dass in diesem Fall "Wesen" im Sinne von "belebte Entität" benutzt wird (gibt ja auch Wesen im Sinne von "Sinn, Essenz" oder Wesen im Sinne von "Idee"). Wie definieren wir nun belebt? Das Spiel lässt sich lange weiterführen, ich möchte das jetzt abkürzen.

Wir gehen davon aus, dass Gott ein Wesen (ob materiell oder nicht sei dahingestellt) ist, das ein Bewusstsein und einen Willen besitzt. Ich will ja jetzt keinem auf die Nerven (vorsicht, pun) gehen, aber das Bewusstsein ist etwas, das an das Gehirn gebunden ist. Ich kann jemandem sein Bewusstsein rausschneiden. Die neurowissenschaftliche Forschung bringt immer neue Ergebnisse ans Licht, was das betrifft.

Also muss Gott, um ein Bewusstsein zu besitzen, einen Körper besitzen. Damit muss er aber auch sterblich sein, und somit nicht mehr allmächtig.

Wie seht ihr diese Sache mit der Definition von Gott bzw. seinem "Bewusstsein"?

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