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Dieses Thema hat 48 Antworten
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 Philosophie
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Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
Punkte: 1.130

05.04.2010 18:53
Der höchste Wert Antworten

Wie ich im Nihilismus-Thread vor einiger Zeit bereits angemerkt habe, sehe ich den höchsten Wert des Lebens im Glück, richte meine Handlungen als bewusst möglichst so aus, dass ich selbst und meine Mitmenschen wenig leiden und viel Freude empfinden. Das hat einerseits mit meinen Ansichten zur Glück-Leid-Problematik zu tun, andererseits gewiss auch damit, dass der von der eigenen Person abgehobene Standpunkt des Materialismus mit dem Erkennen einer gewissen Sinnlosigkeit des Lebens und jeder Handlung einhergeht, gemäß welcher die Gegenwart und der Moment des Glücks das höchste Gut sein muss.

Was ist für euch der höchste Wert des Lebens?


Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn.

Gray Offline

Theophor


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05.04.2010 19:14
#2 RE: Der höchste Wert Antworten

Die Frage ist fast falsch gestellt, weil jeder Mensch nach Glück strebt - egal ob er es zugibt oder nicht.

Ich nenn es jetzt mal eine physiologische Prädisposition - die Motivation unserer Handlungen (was wir tun, wie gern wir es tun wollen) basiert großteils auf dem dopaminergen System, genauer gesagt dem Nucleus accumbens bzw. der mesolimbischen Bahn. Dopaminerge Neuronen feuern auf gewisse Reize hin, das führt zu einem "Glücksgefühl" (wie auch immer geartet), das einem suggeriert man soll das Verhalten wiederholen (einerseits für biologisch wichtige Funktionen wie Essen etc, andererseits für Dinge, die einem "Spaß" machen). Egal also, was man als sein höchstes Ziel betrachtet, man betrachtet es deshalb als solches, weil es einem eine gewisse Befriedigung beschafft, dieses Ziel zu erreichen (dabei muss es von außen her gar ned wie klassisches "Glück" wirken, aber wenn mans unbedingt machen/haben will dann liegt das daran, dass man die physiologische Motivation hat, es zu tun und die ist bei JEDEM von uns gleich).

Was ich damit sagen will ist: Die Frage ist weniger, was ihr als euer höchstes Ziel anseht, denn das ist wie gesagt bei jedem von uns das "Glück", also die Befriedigung innerer Sehnsüchte motiviert durch das dopaminerge System, sondern eher, was es für euch braucht, um diese Befriedigung zu erreichen - kurz: was macht euch glücklich?

Ist für mich leicht zu beantworten:
http://thisiswhyyourefat.com/post/461189...de-out-of-bacon


You're not the contents of ... hey, where's my wallet?!

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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05.04.2010 19:22
#3 RE: Der höchste Wert Antworten

*gääähn*


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


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05.04.2010 19:30
#4 RE: Der höchste Wert Antworten

Da hast du natürlich Recht, allerdings wollte ich nicht unbedingt darauf hinaus.
Wenn ich nach dem höchsten Wert eines individuellen Lebens frage, will ich wissen: Wonach richtet jemand grundsätzlich sein Handeln aus? Nicht jeder Mensch wird auf diese Frage antworten: "Darauf, bei mir selbst und bei meinen Mitmenschen das momentane Glücksgefühl zu steigern." Ansonsten könnte man sich darauf einigen, dass der höchste Wert des menschlichen Lebens das Glück ist. Du wärst damit einverstanden, ich wäre es. Andere Menschen nicht.
Meint hier beispielsweise jemand, der höchste Wert des Lebens wäre die Gesundheit?


Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn.

Gray Offline

Theophor


Beiträge: 2.786
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05.04.2010 19:34
#5 RE: Der höchste Wert Antworten

Okay, klingt clever.

Aber dann ist deine Antwort unzureichend, denn: Wie steigerst du dein "Glück", was ist "Glück" für dich, was tust du um es zu steigern, was sind deine langfristigen Ziele im Leben?
Ist dein langfristiges Ziel, immer wieder kurzfristig glücklich zu sein bzw. andere Menschen kurzfristig glücklich zu machen? (neurophysiologisch gesehen übrigens sehr clever, wie Studien ergeben haben)
Und wie machst du das bei dir? Und: Glaubst du wirklich, dass du auf die Weise, wie du es tust langfristig wirst glücklich werden können?


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stahlwollvieh Offline

Emofaggot


Beiträge: 2.155
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05.04.2010 20:15
#6 RE: Der höchste Wert Antworten

Zitat
andere Menschen kurzfristig glücklich zu machen? (neurophysiologisch gesehen übrigens sehr clever, wie Studien ergeben haben)


Ist das iwie auf poppen bezogen oder so? O.o


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
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05.04.2010 20:31
#7 RE: Der höchste Wert Antworten

Zitat
Aber dann ist deine Antwort unzureichend, denn: Wie steigerst du dein "Glück", was ist "Glück" für dich, was tust du um es zu steigern, was sind deine langfristigen Ziele im Leben?


Diese Fragen lassen sich am besten mit einen Text beantworten, den ich vor längerer Zeit verfasst habe. Achtung, "tldr"-Alarm. Wer sich die Mühe macht, sollte es allerdings nicht bereuen.

Zitat
„(…), denn Leben bedeutet Leiden, keine andere Gegebenheit durchzieht unser gesamtes Dasein in einer vergleichbaren Kontinuität und mit einer ähnlich konsequenten Beschaffenheit. Jede gesetzte Handlung eines Lebewesens zielt auf die Befriedigung eines Bedürfnisses ab; lebensnotwendiges Streben, wie beispielsweise die Versorgung des Organismus mit Nahrung und Flüssigkeiten, die Ausscheidung der Abbauprodukte, der Schlaf, ja selbst unsere Atmung, im selben Maß wie auf Selbstverwirklichung in jedem vorstellbaren Sinne, sei es der Drang nach sozialer Interaktion oder jegliche Arbeit, Beschäftigung und zuletzt die Gestaltung der persönlichen Interessen. Betrachte man nun den ewigen Kreislauf der Stillung eines beschriebenen Bedürfnisses und der stetigen Reduktion der Befriedigung, die man durch dieses orgastische Erlebnis der Lust an der Stillung empfunden hat. Der zweite Prozess bedeutet eine exponentielle Steigerung des subjektiv empfundenen Leids, denn das Lebewesen wird umso mehr leiden, je länger es der erneuten Stillung des Bedürfnisses entzogen wird, diesem orgastischen Reiz der Freude und des Glücks. Das Leid ist folglich eine stets vorhandene Komponente des Lebens, die von kurzen und momentanen Empfindungen des Glücks unterbrochen wird.
Da unsere gesamte Existenz von den Wünschen, Begierden und eben zuletzt von unseren Bedürfnissen beeinflusst wird, lässt sich überzeugend sagen: Unser Leben wird vom Leid bestimmt, von Schmerz dominiert. So groß die Freude an der kurzen Befriedigung auch sein mag, kann sie dennoch nicht das lange Leiden ausgleichen, das hinter ihr liegt und auch danach wieder folgen wird. Keines unserer Bedürfnisse wird jemals in einem absoluten, also vollständigen Maß gestillt sein. Dennoch ist genau dieses lüsterne Gefühl so sehr von der davorliegenden Leidperiode abhängig. Die Intensität der Freude verhält sich direkt proportional zu ihr, drastischer noch: Ohne Leid würde es Glück nicht geben. Um jenes wahrzunehmen – und sei es noch so kurzlebig und gering – benötigen wir eine vorhergehende Episode des Schmerzes, die den dazu konträren Freuden eben nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ überlegen sein muss, damit dieses Glück von uns überhaupt als solches erkannt wird. Dies liegt zweifellos in der Natur des Menschen. Umso deutlicher wird uns heute die ehemalige Illusion der idealen Jenseitsvorstellung mancher Religionen; die glückliche Ewigkeit. Ein Oxymoron, wie sich nun herausgestellt hat. Leid, als der unumgänglichste Faktor für das menschliche Glück, findet in dieser fanatischen Sehnsucht nämlich keinen Platz. Ewiges Leben ist eben das: eine Gefangenschaft im Leben, eine Gefangenschaft in der Gefühlsmonotonie eines vermeintlich fortwährend glücklichen Lebens. Jedes noch so tiefgreifende und starke Glück wird vom Menschen meist früher als später zu einer selbstverständlichen Gegebenheit erhoben, wodurch es jeglichen bedeutsamen Wert verliert. Erst die schmerzliche und leidvolle Erfahrung, dass Selbstverständlichkeit keinem einzigen wertvollen Gut dieser Welt zugeschrieben kann, wird der Person den Wert und damit das Glück wieder bewusst werden lassen.

Was wir betreiben, was jedes Lebewesen betreibt, ist folglich Leidminimierung. Wir verfolgen mit scheinbar gerechtfertigter Bestimmtheit nur ein Ziel, nämlich durch die Befriedigung der gestillten Bedürfnisse einen Ausgleich zwischen Glück und Leid zu erzielen, immer mit der unterbewussten Gewissheit, diesen vielleicht im Tod, doch niemals im Leben erreichen zu können. Allein das gierige Streben des modernen Menschen nach quantitativer Effizienz beim Verfolgen dieser Absicht sollte uns zeigen, wie sehr wir mit diesem Mittel den Zweck verfehlen, denn dieser vermeintlich zufriedenstellende Lebensstil der industriellen Welt führte uns direkt ins Gegenteil. Wie schwierig ist es doch, einen verwöhnten Menschen glücklich zu machen, und wie leicht ist es, selbiges bei einem hungernden Kind zu tun? Minimiere dein Leid, und du entwertest dein Glück. Genau dann wirst du einem weiteren Erzfeind begegnen: der Langeweile.
Wenn wir aber diesen schädlichen und vorherrschenden Bestandteil unseres Lebens nicht reduzieren dürfen, wie soll der Mensch handeln, um das zu finden, was er sein ganzes Leben lang sucht – das höchstmögliche Maß an Glück? Diese Suche führt nur über einem Weg zum Erfolg: dem Weg der Freiheit. Der Mensch muss sich von allem distanzieren, was für ihn von Bedeutung ist; denn alles von Bedeutung birgt das Potential und die Entfaltung des Leides in sich. Erst frei von der Moral, frei von der Gesellschaft, frei von sozialen Kontakten und frei von persönlichen Träumen, nicht zuletzt auch so frei von Begierden und Bedürfnissen, gar vom Lebenstrieb zu sein, wie es nur möglich ist… erst in der Freiheit minimiert sich das Leid und maximiert sich das Glück.
Wie kann man diese Unabhängigkeit erreichen? Wer fest im Leben steht, wird vom Verlust all dieser für ihn bisher bedeutenden und wertvollen Umstände überwältigt sein. Er wird maximales Leid empfinden, gleich, als würde er von einer Droge entziehen; er wird geneigt sein, sich alsbald wieder den Fesseln der Sicherheit zu ergeben, dem Zweck des Lebens und der Menschheit folgend und sich der Erkenntnis nicht bewusst, dass es keinen allgemeingültigen Sinn hinter der Existenz per se gibt. Die Welt, sei sie determiniert oder nicht, steuert auf kein Ziel zu, auf keine Endlösung und auf nichts, dass es wert wäre, zu erreichen. Es obliegt allein einem Lebewesen selbst, sich das Leben sinnvoll zu gestalten, es mit Zielen zu erfüllen. Welche sollten diese angesichts dieser die Gesamtheit betreffenden nihilistischen Wertlosigkeit sein, wenn nicht der Versuch, sich und seiner Umwelt möglichst viel Freude und Glück zu schenken? Es gibt kein edleres und einsichtigeres Streben. (…)“



Zitat
Ist dein langfristiges Ziel, immer wieder kurzfristig glücklich zu sein bzw. andere Menschen kurzfristig glücklich zu machen?


Aus dem Text geht hervor, dass ich langfristiges Glück für unmöglich halte. Daher ist dies mein vorrangiges Ziel, ja.
Stell dir einen Alzheimerpatienten vor, oder einen geistig Schwerstbehinderten. Diese Menschen leben für den Moment, sie leben in der Gegenwart. Das, was den Menschen unglücklich macht, ist die Angst vor der Zukunft oder es sind Erinnerungen aus der Vergangenheit. Ich habe viel Kontakt mit solchen Menschen, und alle sind sie glücklicher, als ich es bin. Einer davon lacht den ganzen Tag. Gibt es ein schöneres Leben?

Zitat
Und wie machst du das bei dir?


Dann an die Zukunft denken, wenn es notwendig ist, und dann an die Vergangenheit erinnern, wenn es nützlich ist. Ansonsten leb ich in der Gegenwart.
Ja, das hab ich jetzt schön gesagt. Is nur leider sauschwer, und ich schaff es kaum.


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Hitti Offline

Theophor


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05.04.2010 21:04
#8 RE: Der höchste Wert Antworten

Irgendwas sagt mir, dass ich mit diesem Monsterbeitrag jetzt den Thread getötet hab.


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stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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05.04.2010 21:09
#9 RE: Der höchste Wert Antworten

Hmm, gähnende Leere vll...?^^


"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
-Friedrich Nietzsche

Kirk Offline

Theophor


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05.04.2010 21:38
#10 RE: Der höchste Wert Antworten

Ich werde mich jetzt mal zurückziehen, aber deinen Aufsatz werde ich mir mit Sicherheit noch durchlesen und kommentieren. Genauso, wie ich von meinem höchsten Glück noch schreiben werde.

Wenigstens einer!^^


"Jeden Abend starb ich! Und jeden Abend wurde ich wiedergeboren! Feierte Wiederauferstehung…"

stahlwollvieh Offline

Emofaggot


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05.04.2010 21:39
#11 RE: Der höchste Wert Antworten

Dann bemüh dich!^^


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-Friedrich Nietzsche

Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
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05.04.2010 21:44
#12 RE: Der höchste Wert Antworten

Danke, Kirk. Gn8.


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A.m.v.P Offline

Dissident


Beiträge: 112
Punkte: 112

11.04.2010 21:01
#13 RE: Der höchste Wert Antworten

Mein höchster Wert ist zur Zeit -ich weiß mit Sicherheit, dass sich das noch ändern wird- der Fortschritt.

Ich kann mir nicht vorstellen nicht voran zu kommen, ich will so viel als möglich erfahren und so weit wie es mir möglich ist, kommen.

Billige Menschen brauchen teure Maschinen

Hitti Offline

Theophor


Beiträge: 1.042
Punkte: 1.130

11.04.2010 21:12
#14 RE: Der höchste Wert Antworten

Interessant. Ich muss sagen, dass ich Fortschritt in fast jeder Hinsicht ablehne.
Fortschritt ist einem glücklichen Leben nicht dienlich. Besonders eine Erweiterung deines Wissens schraubt deine Ansprüche an das Leben immer höher, und diese Ansprüche können nicht - oder nicht so leicht - befriedigt werden. Sogar die Zahl dieser Ansprüche, dieser Begierden und Bedürfnisse vermehrt sich. Je einfacher ein Lebewesen gestrickt ist, desto glücklicher ist es (sofern es zu dieser Empfindung fähig ist). Nicht zuletzt deswegen denke ich, dass geistig behinderte Menschen ihr Leben mit einer Freude verbringen, die uns gänzlich unbekannt sein könnte.
Ums kurz zu sagen: Ich würde lieber in der Steinzeit leben.


Nicht Sieg sollte der Sinn einer Diskussion sein, sondern Gewinn.

A.m.v.P Offline

Dissident


Beiträge: 112
Punkte: 112

11.04.2010 21:22
#15 RE: Der höchste Wert Antworten

Ich finde deine Ansicht interessant, da du glaubst, dass ich durch meinen Fortschritt auf etwas hinarbeite. In Wirklichkeit ist es das fortschreiten per se, dass mich "glücklich" macht.

Ich glaube, dass man aufhören sollte Glück als einen Zustand zu betrachten, sondern eher als ein ständig wiederkehrender Moment der Befriedigung.

Billige Menschen brauchen teure Maschinen

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