Zitat Natürlich passieren so auch Fehler, aber so weit muss man sein, dass man sich selbst bei solchen Problemen in den Griff kriegt.
Kirk hats ja schon angedeutet: Deine ganze Argumentation lauft unter der versteckten Prämisse, dass es so sein sollte, dass jeder seinen Alkoholkonsum und die Art und Weise, wie er sich betrunken verhält, im Griff hat. Die Tatsache aber, dass es de facto einfach nicht so ist, muss Grundlage einer solchen Diskussion sein. Hilft nichts.
Unter diesem Gesichtspunkt denke ich, dass strengere Rahmengesetze nicht unangemessen wären. Das Ausmaß müsste man sich überlegen. Hält man sich jedoch vor Augen, was ja jeder weiß, nämlich, dass es Drogen gibt, die um einiges weniger schädlich als Alkohol und dennoch illegal sind, muss man sich die Frage stellen, warum wir in diesem Einzelfall so lockere Gesetze haben. Die Antwort dafür ist auch bekannt: Es hat wirtschaftliche Gründe, keine sozialen, keine gesellschaftlichen, keine medizinischen. Fazit: Strengere Gesetze zum Wohle der Gesellschaft und des Einzelnen und zum Schaden der Wirtschaft. Alternatives Fazit: Lockerere Gesetze auch für andere Drogen zum Wohle der Wirtschaft, die Konsequenzen für die Gesellschaft und für den Einzelnen traue ich mich aber hier nicht vorherzusehen.
"Was ich weiß, kann jeder wissen. Mein Herz hab' ich allein." -J.W.Goethe
Gut, wie sollen denn diese Gesetze ausehen und wie soll dafür gesorgt werden dass sie funktionieren? Wie gut funktioniert zb das Gesetz das unter 16-jährige keinen Alkohol bekommen bzw. unter 18-jährige keinen hochprozentigen? Sogut wie gar nicht! Wer Alkohol will, kriegt den auch. Ich wüsste zumindest gerade keine Lösung, die auch wirklich Wirkung zeigen würde. In unserer Gesellschaft ist der Alkohol einfach ein (zu?) wichtiger Bestandteil. Und egal ob strengere Gesetze oder höhere Preise, scheitern wird es immer wieder an den Individuen, die sich nicht unter Kontrolle haben. Deswegen bin ich der Meinung hier anzusetzen und ein Umdenken in die Wege zu leiten. Es herrscht eine viel zu hohe Toleranz gegenüber Alkolenkern. Wenn man zb sonntag mittags in ländlichen Gebieten in die Wirtshäuser mit deren Stammtischen sieht, wird eine sehr hohe Anzahl an Leuten finden, die teils stark alkoholisiert später mit dem Auto unterwegs sind. Und man findet auch immer genügend Leute die wissentlich mit Betrunkenen mitfahren ohne diese zu ermahnen.
Wie gesagt, wie diese Gesetze aussehen sollen, damit sie sinnvoll und durchführbar sind, müsste man sich natürlich überlegen. Das is eine andere Frage. Wenn du sagst, dass du denkst, dass es keine sinnvoll durchführbaren Gesetze zur Einschränkung des Alkoholkonsums geben kann, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich dir Recht geben kann. Bin da hin- und hergerissen. Ich denke beispielsweise, dass ein Verbot des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum bei entsprechender Durchsetzung von Bestrafungen durch die Polizei schon Auswirkungen haben würde.
Zitat Deswegen bin ich der Meinung hier anzusetzen und ein Umdenken in die Wege zu leiten.
Das wäre natürlich der Idealfall. Hätten wir nur verantwortungsvolle Konsumenten, wären die Menschen ausreichend über Süchte und den richtigen Umgang mit Süchtigen aufgeklärt, so könnten wir auch schädlichere Drogen als Alkohol problemlos ebenso legalisieren. Das würde dann meinen alternativen Fazit von vorhin entsprechen. Ich denke nach wie vor, dass die tatsächlichen, realistischen Konsequenzen dieser Variante nicht absehbar sind, zumindest für mich nicht.
Noch eine Anmerkung: Die meisten Menschen halten gewöhnlich das für gut und richtig, was ihnen erlaubt ist, und das für böse und schlecht, was ihnen verboten ist. Wenn man also ein Umdenken herbeiführen will, das in seinem Ausmaß eine ganze Gesellschaft beeindruckt, landet man schlussendlich sowieso bei Gesetzesänderungen.
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Das ist klar, die Vorstellung dass es zu 100% funktioniert und sich alle dran halten ist schlichtweg utopisch, trotzdem ist man hier bei weitem noch nicht am Zenit angelangt. Aber bzgl. Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen kann ich das schlecht beurteilen, da es sich wahrscheinlich eher um ein städtisches Problem handelt. Aber glaubst du, dass das soviel ändert oder bessert? Ich kann mir vorstellen, dass sich das Ganze einfach an andere Orte/Plätze/Wohnungen verschiebt.
Bzgl der Anmerkung bin ich nicht ganz deiner Meinung. Gerade in jungen Jahren, sagen wir zwischen 13 und 17, hält man nicht unbedeingt das für richtig was erlaubt ist, oder besser gesagt, man hält das für cool was nicht erlaubt ist. Später kann es dann sein, dass man zwar weiß was gut und richtig ist, das jedoch ignoriert - gewiss wieder eine Frage der Vernunft. Somit beginnt der Kreislauf wieder von vorne.
Zitat (...), oder besser gesagt, man hält das für cool was nicht erlaubt ist.
Das is schon klar. Es is aber ein Unterschied, ob Jugendliche etwas tun oder für cool halten, weil der Reiz des Verbotenen darin liegt, oder ob sie es tatsächlich für moralisch gut und ethisch richtig halten. In den meisten Fällen machen sie es ja gerade deswegen und finden es gerade deswegen super, weil sie es nicht für moralisch gut oder ethisch richtig halten, oder weil andere es nicht für moralisch gut oder ethisch richtig halten. Der Sinn jugendlicher Rebellion besteht ja vor allem darin, absichtlich das zu tun, was als amoralisch, schlecht und unrichtig gilt, schlussendlich ganz unabhängig davon, wie man selbst dazu steht. Und meine Behauptung sagt eigentlich nichts anderes aus, als dass vornehmlich das für amoralisch, schlecht und unrichtig gehalten wird, was verboten ist; auch unter den meisten Jugendlichen.
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Da ich ja selbst keine alkoholischen Getränke konsumiere, hätte ich kein Problem mit dem Anheben von Preisen und der Einführung neuer Gestze und härterer Strafen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Arm des Gesetzes hier weit genug reicht, um etwas zu bewirken, wenn er nur weit genug ausholt. Die Frage ist halt, ob es das wert ist und ob es nicht diversen Freiheitsidealen widerspricht. Damit meine ich, dass neue Gestze, oder auch die, die wir schon haben, wie etwa kein Alkohol für unter 16-jährige, nichts Hochprozentiges für unter 18jährige, auch einer entsprechend starken Kontrolle unterliegen müssten, wenn sie irgeneine Wirkung zeigen sollen. Das kostet allerdings auch. Und bei bestimmten Gesetzten, wie dem angesprochenen "kein Alkohol an öffentlichen Plätzen" höre ich die Leute schon nach ihrer persönlichen Freiheit rufen. Es wäre interessant herauszufinden, wie viel Zustimmung ein solches Gesetz finden würde.
Natürlich wäre Aufklärung und ein dadurch erzielter gewissenhafter Umgang mit Alkohol das Ideal. Daran sollte man auch stets arbeiten, vor allem in Schulen, aber letztendlich wird es hier höchstens geringe und sehr langsam fortschreitende Erfolge geben können.
Zitat In unserer Gesellschaft ist der Alkohol einfach ein (zu?) wichtiger Bestandteil
Wichtig für die Leute, weil man sich halt gerne betrinkt, aber auch wirklich wichtig, weil er einen echten Nutzen mit sich bringt, der die vielen Probleme, die durch Alkohol entstehen, einigermaßen aufwiegen kann?
Zitat Die meisten Menschen halten gewöhnlich das für gut und richtig, was ihnen erlaubt ist, und das für böse und schlecht, was ihnen verboten ist. Wenn man also ein Umdenken herbeiführen will, das in seinem Ausmaß eine ganze Gesellschaft beeindruckt, landet man schlussendlich sowieso bei Gesetzesänderungen.
Das hast du gut gesagt. Ich gebe zu, dass es bei mir ja auch nicht anders ist. Mir ist Alkohol verboten, wodurch es er mir jetzt langsam in einem ganz anderen Licht erscheint, als das früher noch der Fall war. Das wird zum teil auch an anderen Faktoren liegen, dennoch spielt das wohl immer, vielleicht auch nur unbewusst, eine Rolle.
Wie gut klingen schlechte Musik und schlechte Gründe, wenn man auf einen Feind los marschiert! Friedrich Nietzsche - Morgenröthe