Lasst uns wieder mal über etwas Substanzielles reden. Der Düringer hat ja etliche Menschen mit seinem satirischen Auftritt als "Wutbürger" bei Dorfers Donnerstalk vor etlichen Monaten angesprochen und damit eine ganz interessanten Diskussion angestoßen, die aber eh schon wieder ziemlich abgeflaut ist. Wie auch immer, ich würde sie hier gerne wieder aufrollen.
In einer Club 2 - Sendung hat er zu vielen Themen Stellung genommen. Er sagt viele interessante Sachen. Wär schön, wenn wir davon ein paar aufgreifen könnten. Schaut euch diese Zusammenfassung mal an! Was spricht euch an, was ist kompletter Mist, eurer Meinung nach? http://www.youtube.com/watch?v=Vgyy0fTC3Mo
Wie gut klingen schlechte Musik und schlechte Gründe, wenn man auf einen Feind los marschiert! Friedrich Nietzsche - Morgenröthe
kompletter Mist. Mir kommt vor der Typ ist irgendwann mal auf Pot im Esoterikforum gelandet und hat seitdem den Verstand verloren. Was er so von sich gibt zeugt einfach in erster Linie von einem: Einem extrem simplifizierten Weltbild mit oberflächlicher Darstellung. Allein sein Gefasel von "der Regierung, den Konzernen, den 5 mächtigen Familien" ist doch schon ne rhetorische Warnblinkanlage.
Wenn man sowas sagt, sollte man auch Beispiele bringen. Also los: Er sagt: Wenns uns allen wirklich so gut ginge, dann würden wir uns doch alle lieb haben und alles wär toll, aber dem ist nicht so. Was für ein Käse. In Wirklichkeit leben wir Industriestaatenbürger im absoluten Paradies, relativ betrachtet. Wir müssen arbeiten - oh ja, big deal. Aber wir haben Krankenversicherung, ein Sozialsystem, wir müssen uns nicht fürchten, dass man uns umbringt oder wir verhungern. DAS ist tatsächlich ein Paradies. Aber das menschliche Hirn ist nicht so konzipiert; sobald du mehr hast, willst du noch mehr. Man kann keine Gesellschaft schaffen, die Menschen glücklich macht. Menschen werden sich immer aufregen und um Parkplätze kämpfen, auch, wenn sie ALLES haben, was sie zum leben brauchen. Wenn sie keine Arbeit mehr haben, weil ihnen alles vor die Füße getragen wird, dann werden sie depressiv, weil sie nix sinnvolles mehr zu tun haben. Und wenn sie arbeiten müssen, werden sie lethargisch, weil arbeiten so scheiße ist und mein Nachbar mehr verdient als ich. Das ist kein gesellschaftliches Problem, das ist kein politisches Problem, das ist ein menschliches Problem, und das kann nur jeder für sich selbst lösen.
Dann redet der von "Verarmung"?! Sorry, aber was für ein Scheiß. Die "Verarmung" findet nur dort statt, wo man sich mit den Spitzenverdienern vergleicht und fragt: Wieso verdien ich nicht 2 Millionen Euro im Monat? Bin ich deswegen arm? Arm ist man, wenn man nicht leben kann. Wenn man nicht das Geld für Essen und Wohnung und Medizin hat. Dann ist man arm. Und das ist man in Österreich für gewöhnlich nicht. Dass viele Leute sich aufregen, sie wären "arm" liegt wieder nur an dem, was ich oben beschrieben hab - wenn du all das, was du zum Leben brauchst hast, dann gehst halt eine Stufe höher - jetzt willst du ein Auto, und wenn du das hast, fragst du dich, warum dein Nachbar einen Audi fährt und du nur einen Toyota. Und so weiter.
Dann kommt das Totschlagargument "oh die armen verhungernden Kinder".
Eines wird übersehen: Armutsrate, global? Sinkt. Prozentsatz der Menschen, die in "extremer Armut" leben, global? Sinkt. Globale Lebenserwartung? Steigt. Kindersterblichkeit, global? Sinkt. GDP in Entwicklungsländern? Steigt.
Diese Entwicklung ist natürlich in Industriestaaten noch viel deutlicher zu sehen. Was ich sagen will: Unser System fährt nicht "an die Wand" - wir konzentrieren uns nur die ganze Zeit auf das beschissene und nehmen das Gute nicht wahr. Dass jeden Tage neue Durchbrüche in Forschung und Technik gemacht werden, dass immer mehr Krankheiten geheilt werden können, wir immer älter werden, und so weiter und so fort - das interessiert keinen, weil DER ESM UND DIE BANKEN und bla bla bla - auch, wenn wir als Einzelverbraucher von diesen Schulden mal noch gar nix mitkriegen.
You're not the contents of ... hey, where's my wallet?!
Zitat Wenn sie keine Arbeit mehr haben, weil ihnen alles vor die Füße getragen wird, dann werden sie depressiv, weil sie nix sinnvolles mehr zu tun haben. Und wenn sie arbeiten müssen, werden sie lethargisch, weil arbeiten so scheiße ist und mein Nachbar mehr verdient als ich. Das ist kein gesellschaftliches Problem, das ist kein politisches Problem, das ist ein menschliches Problem, und das kann nur jeder für sich selbst lösen.
HÖRT HÖRT! *Bierglasheb*
Na, ich mein es ernst: Felix spricht an dieser Stelle einen äußerst wichtigen Punkt an. Wir drei haben ja, als das Thema gerade brisant war, auf Facebook ausführlicher darüber diskutiert, und ihr wisst auch, dass ich damals in einem Blogeintrag geschrieben habe, wie fragwürdig und teilweise sogar lächerlich ich den unreflektierten, unüberlegten, stets nur auf sich selbst bedachten, also den üblichen Wutbürger finde, und warum ich das tue. Die Club2 Sendung habe ich dann sogar (zumindest ausschnittsweise) live gesehen. Ich konnte mir damals schon vorstellen, dass man das, was Düringer sagt, mit innerem Applaus verfolgen kann. Ich jedenfalls kanns nicht.
"Was ich weiß, kann jeder wissen. Mein Herz hab' ich allein." -J.W.Goethe