Wenn's schon die ganze Zeit um's hackln geht geb ich auch ausnahmsweise mal meinen themenbezogenen Senf dazu:
Ich habe heuer für den Zeitraum Juli/August ein Ferialpraktikum bei Fresenius Kabi angenommen (deutsches Pharmaunternehmen, ich arbeit bei 'nem Ableger in Linz).
Wer noch die Sache mit dem AKH Wien im Kopf hat, daraus ist nichts geworden, weil sie ihre Analytik ausgelagert haben, hätte nur noch irgendeine langweilige Hilfsarbeit haben können.
Arbeitsmäßig bin ich aber sehr zufrieden, wie es sich ausgegangen ist. Obwohl ich nach Linz natürlich von meinem Elternhaus fahre (daheim leben betrachte ich, abgesehen von der eindeutig besseren Ernährung, doch als Minuspunkt in der Hinsicht) und somit auch die Fahrtzeiten nicht ganz so ohne sind gibt's eigentlich nicht wirklich was, worüber man sudern könnte: Die Bezahlung ist nicht schlecht, die Arbeit (gerade für einen Ferialjob) erstaunlich abwechslungsreich, was u.a. auch damit zusammenhängt, dass die Firma in gewissem Ausmaß auf Praktikanten als Urlaubsersatz angewiesen ist. Die Kollegen sind großteils sehr umgänglich, das Arbeitsklima recht entspannt.
Beschäftigt bin ich in der Quality Unit, dort untersuche ich Hydroxyethylstärke (kurz HES, für Interessierte siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Hydroxyethylst%C3%A4rke), ob sie auch den Qualitätsanforderungen entspricht. Dabei gibt es 'ne ganze Menge Tests, die ich (weitgehend) selbstständig durchführen darf, und deren Ergebnisse offiziell sind und so in die Arbeitsblätter eingetragen werden (also nicht nur Beschäftigungstherapie). Angefangen bei Messungen der Viskosität und der optischen Drehung von HES-Lösungen über Bestimmungen von Schwermetallen und unlöslichen Rückständen bis hin zu Trockenverlusten und Infrarot-Spektroskopie, nebenbei natürlich auch immer wieder kleine Kurierjobs und dergleichen. Anfangs viel zu lernen und viele Vorschriften zu lesen, so weit ich weiß habe ich (nach 2 Wochen jetzt) immer noch nicht alle Tests gelernt, die ich letztendlich durchführen darf/werde.
Die Arbeit erfordert auf Grund der hohen Verantwortung natürlich eine hohe Genauigkeit, sobald etwas ein klein wenig von der Vorschrift abweicht oder auch nur geringst verschmutzt wird kann man von vorn beginnen.
Überraschend fand ich die Paranoia der Pharmabranche; dass diese natürlich sehr genau arbeiten und dokumentieren muss ist an sich nicht schwer herzuleiten, aber die Anzahl der datumsverzierten Unterschriften (bzw. Kurzzeichen), die ich tagtäglich irgendwo hinschmiern muss, ist immer wieder erstaunlich.^^
Dann gehen diese Dokumente noch durch die Hände meines Betreuers, des Abteilungsleiters und der Leiterin der QU, welche alle die Daten noch mal kontrollieren und bestätigen müssen.
In Anbetracht dieser Kontrollredundanz ist es mir irgendwie langsam schleierhaft, wie gewisse Konzerne es immer wieder schaffen, fehlerhafte Chargen auf den Markt zu bringen und dann wieder zurückrufen zu müssen.
PS: Lang lebe das Zeitalter der Romanposts!